Die Saat bringt nichts ein

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Ein Cartoon sagt mehr als tausend Worte. Ganz verschiedene Forderungen sind heute im öffentlichen Diskurs unterwegs, und ich habe mich immer gefragt, ob ihnen nicht eine geheime Maxime zugrunde liegt, die sie verbindet. Endlich wurde ich aufgeklärt, durch einen Cartoon. Aber davon später.

Mehr Kinder sollen geboren werden, und man weiß auch, was Frauen dazu veranlassen könnte, Frankreich und die nordischen Länder zeigen es vor; aber das Geld für mehr Betreuungsplätze fehlt. Gebildeter sollen die Kinder sein, später werden sie es brauchen; aber das würde jetzt mehr Geld für Schulen und Lehrer erfordern. Politiker reden von exzellenter Forschung; aber immer noch kommen in manchen Fächern hunderte Studenten auf einen Professor. Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk soll Qualität liefern; aber die Hälfte seines Budgets muss er mit Werbung verdienen.

Die Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Schöne Ziele werden herbeigeredet, als wären sie in greifbarer Nähe. Wir sind ja erfolgsorientiert! Aber es muss einen Grund haben, dass sie nicht und nicht erreicht werden. Also zieht man Berater heran. Das sind die Leute, die alles besser wissen, die Ursachen der Misere durchschauen und gegen Honorar Ratschläge geben.

So dokumentiert in einem Cartoon, der letzte Woche erschien (Bernd Zeller, Die Presse): Da stehen Bauer und Bäuerin im Arbeitsgewand und mit der Mistgabel bewaffnet im Hof ihres ärmlichen Anwesens, ihnen gegenüber der Berater mit Brille und Aktentasche. Er hat geprüft und recherchiert und gibt in einer Sprechblase bekannt, wie es in Zukunft besser laufen wird: "Ihr Problem ist die Saat. Die bringt nichts ein. Lassen Sie die Saat weg und konzentrieren Sie sich auf die Ernte."

Danke! Jetzt begreife ich! Diese Maxime ist erfolgsorientiert und hat sich deshalb durchgesetzt.

Der Autor ist freier Journalist.

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