Pestlazarett Seuchen Obrigkeit - © Foto: picturedesk.com / akg-images

Corona und der Blick zurück, Teil 1: Die Seuchen und die Obrigkeit

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Die Bewältigung von Seuchen wie etwa der Pest beeinflusste über Jahrhunderte hinweg Machtverhältnisse und Ordnungsgefüge. Sie spielte vermutlich auch eine bedeutende Rolle bei der Entstehung des modernen Staates.

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Die Bewältigung von Seuchen wie etwa der Pest beeinflusste über Jahrhunderte hinweg Machtverhältnisse und Ordnungsgefüge. Sie spielte vermutlich auch eine bedeutende Rolle bei der Entstehung des modernen Staates.

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Bis wir die Geschichte der Coronavirus-Epidemie von 2020 schreiben können, wird es noch eine Weile dauern. Aber es ist sicher keine gewagte Prognose zu sagen, dass diese Geschichte von Macht und Ohnmacht erzählen wird, von Ordnung und Unordnung – oder anders gesagt, von Politik. Schon die ältesten Texte der europäischen Literatur, in denen über Epidemien berichtet wird – Homers „Ilias“ und die Darstellung des Peloponnesischen Krieges durch Thukydides – bringen das Krankheitsgeschehen mit Machtfragen und Ordnungskonflikten in Zusammenhang.

Das gilt auch für die europäische Seuchen-Erzählung schlechthin, die vom „Schwarzen Tod“ des Spätmittelalters. Kanonisch ist die Beschreibung der Pest im „Decamerone“, wo Giovanni Boccaccio den Zerfall des Gemeinwesens infolge des Massensterbens schildert: Verurteilte Verbrecher laufen frei umher, Eltern lassen ihre kranken Kinder im Stich. In den berühmten Totentanz-Zyklen ist die Hinfälligkeit sozialer Unterschiede bildhaft geworden, so wie die Ohnmacht der Ärzte in ihren Schnabelmasken ikonenhaften Ausdruck gefunden hat.

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