Die verkannte ErfInDErIn

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Bluetooth, WLAN, GPS -Hedy Lamarr legte die Grundlagen für diese Techniken. Alexandra Dean zeichnet das Leben der Schauspielerin nach.

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Bluetooth, WLAN, GPS -Hedy Lamarr legte die Grundlagen für diese Techniken. Alexandra Dean zeichnet das Leben der Schauspielerin nach.

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Hedy Lamarr, die 1914 als Hedwig Kiesler in Wien geboren wurde und in den 1940er-Jahren in Hollywood Karriere machte, galt vielen als die schönste Frau des Jahrhunderts. Dieser Reduktion auf die äußere Schönheit will die Amerikanerin Alexandra Dean in ihrem Dokumentarfilm aber gezielt entgegenarbeiten.

Wie schon Georg Misch in "Calling Hedy Lamarr"(2004) sowie Donatello und Fosco Dubini in "Hedy Lamarr -Secrets of a Hollywood Star"(2006) will auch Dean nicht nur dem Filmstar ein Denkmal setzten, sondern auch und besonders das technische Verständnis und den Erfindergeist der am 19. Jänner 2000 in Florida verstorbenen Schauspielerin herausarbeiten.

Den roten Faden von "Geniale Göttin" bildet eine erst 2016 gefundene Audiokassette mit einem Interview, das der Journalist Fleming Meek 1990 mit Lamarr führte. Auf dieser Grundlage zeichnet Dean mit zahlreichen Interviews mit Verwandten, Bekannten und berühmten Bewunderern sowie mit einer Fülle von Archivmaterial chronologisch das Leben der aus dem gehobenen jüdischen Bürgertum Wiens stammenden Schauspielerin nach.

Streben nach Selbstständigkeit

Die Kindheit in einer Wiener Bankiersfamilie und die Liebe zum Vater, mit dem Hedy auch das Interesse für Physik und Technik verband, beleuchtet der Film ebenso wie den Skandal, den sie 1933 mit einer Nacktszene und der Simulation eines Orgasmus in Gustav Machatys Film "Ekstase" auslöste.

Von der Flucht aus der unglücklichen Ehe mit dem Waffenproduzenten Fritz Mandl, den sie als 19-Jährige heiratete, nach London bis zur Umgarnung des nahezu allmächtigen MGM-Bosses Louis B. Meyer steht dabei immer das Streben einer Frau nach Selbstständigkeit in einer von Männern dominierten Gesellschaft im Zentrum.

Knapp skizziert Dean, wie Lamarr im Hollywood der späten 1930er-Jahre zur Stilikone aufstieg und mit ihrem makellosen Gesicht Disneys "Schneewittchen" als Vorbild diente. Gleichzeitig deckt die US-Regisseurin aber auch auf, dass Schauspielerinnen wie Sklavinnen gehalten und von den Studiobossen rücksichtslos ausgenützt wurden.

Das Bild der lasziven exotischen Schönheit musste so Lamarr von "Algiers" über "White Cargo" bis zu Cecil B. DeMilles "Samson und Delilah" immer wieder bedienen. Offen bleibt freilich, ob ihr aufgrund eines begrenzten schauspielerischen Talents keine anderen Rollen angeboten wurden oder ob sie wirklich, wie sie selbst behauptete, viele gute Rollen ("Casablanca","Das Haus der Lady Alquist") ablehnte.

Mehr als für diese Filmkarriere, an die nur mit sehr kurzen Ausschnitten erinnert wird, interessiert sich Dean für den Versuch Lamarrs, sich aus diesen Zwängen zu befreien, indem sie selbst zur Produzentin wurde, damit aber scheiterte.

Der Hauptfokus des Films liegt jedoch auf dem lange ignorierten technisch-physikalischen Verständnis Lamarrs. Sie gab nämlich nicht nur Howard Hughes durch das Studium der Flügel von Vögeln Tipps für eine bessere Form der Tragflächen von Flugzeugen, sondern erfand vor allem während des Zweiten Weltkriegs zusammen mit dem Komponisten George Antheil die Frequenzsprungmethode. Damit sollte die Ortung von Torpedos verhindert und so deren

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