Die "Wiener Gruppe"

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Vor 40 Jahren sorgten fünf junge Dichter für Aufsehen.

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Vor 40 Jahren sorgten fünf junge Dichter für Aufsehen.

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Dezember 1958: Der kleine Theatersaal der Wiener Künstlervereinigung "Alte Welt" ist bis auf den letzten Sitzplatz besetzt. Gebannt starren die Zuschauer auf die Hauptakteure Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener. Das Gattungsgrenzen überschreitende Programm mit den "happeningartigen" Nummern, Sketches und Chansons ist innovativ und ungewohnt. In einer Nummer sitzt Friedrich Achleitner als "Biertrinker" schweigend vor einem Tisch mit einer Bierflasche und einem Glas darauf. Hinter der Bühne liest Konrad Bayer einen Text, der den Vorgang auf der Bühne als "Prophezeiung" und "Behauptung" beschreibt. Dazu Oswald Wiener: "Diese Nummer brachte stark zum Ausdruck, was unser ,cabaret' sein sollte. Sie lief in einem beklemmenden Rhythmus ab, zeigte augenfällig die Lächerlichkeit einer Beschreibung angesichts eines Ereignisses."

Die Dichterfreunde versuchten die Vorstellung eines "entfesselten", "totalen Theaters" zu realisieren, bei dem die Unterscheidung zwischen Publikum und Schauspiel aufgehoben werden soll. Der radikale, intermediale Ansatz, der kritische, neue Umgang mit Sprache und Wirklichkeit fand im Wien der fünfziger Jahre zunächst wenig Echo.

Heute, 40 Jahre später, gilt das legendäre " 1. literarische cabaret" als eine der zentralen Aktionen der österreichischen Avantgarde. Spätestens seit der Katalogpräsentation auf der letzten Biennale in Venedig wurden die fünf Dichter H. C. Artmann, Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener als wichtige Vorreiter zeitgenössischer Kunst- und Literaturtendenzen auch einem breiteren Publikum bekannt.

Von der Vielschichtigkeit und Breite des Schaffens der "Wiener Gruppe" kann man sich nun auch in einer Ausstellung der Wiener Kunsthalle im Museumsquartier anhand von Manuskripten, Fotos, Filmen und Tondokumenten überzeugen. Dabei ist dem Vorarlberger Kurator Wolfgang Fetz eine einfühlsame Zusammenstellung der Bildcollagen, Lautdichtungen und visuellen Texte gelungen. Die klare, formal wie farblich ansprechende Ausstellungsarchitektur von Luigi Blau trägt zur geglückten Präsentation bei.

(Bis 21. Februar 1999)

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