Die Wünsche der MUMOK-Chefin

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In ihrer Einstandsausstellung zeigt die neue Direktorin des Museums Moderner Kunst Stiftung Ludwig Karola Kraus auch, durch welche Werke sie die umfangreiche Sammlung gerne ergänzt sähe. Mit der Schau wird das umgebaute Haus am 9. September wieder eröffnet.

Wer in einen neuen Job startet, hat naturgemäß viele Begehren und Visionen. Die neue MUMOK-Direktorin formt aus ihren gleich ihre erste Ausstellung: "Museum der Wünsche“ nennt sie jene Schau, mit der das MUMOK nach Umbauarbeiten kommende Woche neu eröffnet wird. Die Ausstellung ist symptomatisch für Kraus’ Pläne, die zukünftigen Expositionen sollen sich vor allem aus der umfangreichen Sammlung des Hauses speisen. Zusätzlich will Kraus die Erweiterung derselben zu einem ihrer Kernthemen machen.

Im "Museum der Wünsche“ wird sie beidem gerecht: Einerseits werden auf allen Ebenen des Hauses in einer subjektiven Sicht auf die 9000 Werke umfassende Sammlung, über die Kraus sagt, sie sei von deren "Dichte an radikalen und qualitativ hochrangigen Kunstwerken erstaunt, aber auch erfreut gewesen“, mehr als 200 Objekte gezeigt. Dazwischen hängen etwas mehr als dreißig Werke, die das MUMOK gerne zu dieser zählen würde. "Es sind Wünsche, die ich mir gerne erfüllen lassen würde“, sagt Kraus. "Monument for V. Tatlin“ von Dan Flavin ist so ein Wunsch, ein Relief von Henryk Stazewski ein anderer, auch Arbeiten von Cindy Sherman und Louise Lawler würden laut Kraus und ihrem Kuratorenteam gut in die Sammlung passen.

Die Schau möchte man durchaus als eine Aufforderung an Förderer und Mäzene verstanden wissen, wodurch der Bund keineswegs aus seiner Verpflichtung entlassen werden soll. "Mit dem ‚Museum der Wünsche‘ möchte ich in erster Linie zeigen, wohin unsere Sammlung gehen soll. Die Wünsche sollen Lücken - besonders im Bereich der Minimal Art und der Konzeptkunst - füllen, aber auch unsere Absicht verdeutlichen, verstärkt Positionen der Gegenwart anzukaufen.“ Das Ausstellungskonzept ist nicht neu, bereits in Stockholm und Köln gab es solche Wunschkonzerte der Museumswelt, Kraus "fand die Idee so genial, dass ich meine Zeit in Wien damit beginnen wollte“.

In-Dialog-Treten der Werke

Die Exposition reicht von Schlüsselwerken der Pioniere der Moderne über Pop Art, Fluxus, Minimal Art und Wiener Aktionismus bis zu jüngsten Positionen, von Giacometti über Warhol und Lichtenstein bis zu Lassnig und West. Zwar startet die Schau chronologisch, durchbricht die zeitlichen Linien jedoch ebenso oft wie die stilistischen. Brüche sollen das von Kraus generell erwünschte In-Dialog-Treten der Werke ermöglichen.

Bereits seit knapp einem Jahr ist die Sammlertochter aus dem Schwarzwald Direktorin des MUMOKs. Einige Monate hatte sie noch von ihrem Vorgänger Edelbert Köb geplante Ausstellungen umzusetzen, nun kann sie nach einer groß angelegten Renovierung des Hauses ihre erste eigene Schau präsentieren. Dieser will sie pro Jahr drei bis vier Großausstellungen folgen lassen, die sich jeweils über mehrere Ebenen erstrecken und mit der Sammlung in Dialog treten sollen. Im kommenden Jahr folgen solche zu Claes Oldenburg und Dan Flavin, der sich ja auch in der aktuellen Wunschliste findet. Zudem plant man eine Schau, die die Verbindungen von Kunst und Mode hinterfragt. 2013 zeigt man eigens für das MUMOK geschaffene Bilderserien von Albert Oehlen. Kraus selbst hat ihre Schwerpunkte für die kommenden Jahre mit der internationalen Kunst der 80er und 90er und der Minimal Art betitelt, auch Gegenüberstellungen zwischen der Kunst der 60er und 70er und jener von heute hat sie vor.

Eine permanente Sammlungsausstellung ist ihr ein Anliegen, wie es auch jenes ihres Vorgängers war. Während dieser vehement für mehr Platz für das MUMOK plädierte, setzt Kraus vorerst andere Prioritäten und kündigt Kunstcafés und Kinderclub an, mit denen sie in vorhergehenden Jobs zahlreiche neue Besucher ins Museum lockte. Groß wird der Andrang jedenfalls am 9. und 10. September zum Einstand der wunschreichen Direktorin sein. Die Ausstellungen der nächsten Jahre werden zeigen, wie viele von Kraus’ Wünschen und Zielen erfüllt und erreicht wurden.

Museum der Wünsche

MUMOK, 9. September 2011 bis 8. Jänner 2012

Mo 14-19, Di-So 10-19, Do bis 21 Uhr

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