"Diese Land ist himlisch"

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Die Vielfalt des Kulturangebotes in OÖ ist enorm. Aus der Industriestadt Linz wurde eine Kulturstadt, aus den vier Vierteln ein Kulturland.

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Die Vielfalt des Kulturangebotes in OÖ ist enorm. Aus der Industriestadt Linz wurde eine Kulturstadt, aus den vier Vierteln ein Kulturland.

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Als mich seinerzeit meine Rundfunktätigkeit "vorübergehend", wie ich dachte, nach Linz führte, kulturell geprägt von meiner Heimatstadt Wien, erlitt ich einen Kulturschock. Angewendet auf die ungeheuren Veränderungen, die aus der Industriestadt Linz eine Kulturstadt und aus den vier Vierteln Oberösterreichs ein Kulturland machten, schließe ich mich heute einem Ausspruch Adalbert Stifters an: "Ober-österreich ist himmlisch!"

Einerseits liegt dies wohl am traditionell guten politischen Klima, andererseits auch daran, daß Kulturpolitik hierzulande einen besonders hohen Stellenwert genießt. Das läßt sich am Beispiel des Landes OÖ beweisen, dessen Kulturbudget seit 1991 von 800 Millionen auf heute über 1,3 Milliarden Schilling gewachsen ist.

Mindestens ebenso wichtig wie der Zuwachs an finanziellen Mitteln ist die offene und liberale Kulturpolitik des Landes, als deren besondere Facette der Auf- und Ausbau des Landesmusikschulwerks gilt, so daß man bei etwa 140 Landes- und Gemeindemusikschulen und mehr als 47.000 Schülern beinahe von einem "Musikland Oberösterreich" sprechen könnte - nicht zu vergessen das Bruckner-Konservatorium in Linz -, redeten da nicht auch andere Zahlen eine deut-liche Sprache: So finden wir neben den großen Kulturinstitutionen und volkskulturellen Verbänden im gesamten Bundesland rund 275 Galerien und Künstlerateliers (34 allein in Linz), von denen etwa 65 als "echte" Galerien gelten; ferner etwa 45 Kulturvereine sowie eine Reihe von Autoren-, Literatur- und Künstlervereinigungen und Einzelinitiativen, aber auch die Vereine der OÖ Kulturplattform (KUPF), von denen sich viele der Zeitkultur verschrieben haben.

Die Breitenwirkung dieser in den letzten 20 Jahren entstandenen "anderen, alternativen" Kultur spiegelt sich in der Förderungssumme des Landes, die sich im selben Zeitraum verhundertfacht hat, beeindruckend wider. Zeitkultur hat einen bedeutenden Stellenwert erhalten, und die Veranstaltertätigkeit zwischen Inn und Enns ist sehr rege.

Die zahlreichen Amateur- und Profi-Theatergruppen, die nur darauf warten, daß es Sommer wird und es heißt "Vorhang auf!", tragen ebenso wie die feinen Konzerte der "Abendmusik" in der Linzer Ursulinenkirche zu einem üppigen "Kultur-Sommer" bei. Die Zahl der produzierenden Künstler selbst wird auf mehr als tausend geschätzt. Sie alle, die reproduzierenden Künstler inbegriffen, beleben und prägen durch ihre Aktivitäten die pluralistische Kultur dieses Landes, die sich nicht nur durch Quantität, sondern vielfach auch durch Qualität auszeichnet.

Dasselbe gilt auch von einer Hausse in der Literatur- und Buchproduktion im Lande: Autoren gibt es sonder Zahl, und die Kleinverlage schießen aus dem Boden wie die bekannten Schwammerl.

Zu den Säulen des kulturellen Lebens zählen natürlich unter anderem so wichtige Einrichtungen wie das Linzer Landestheater und andere Bühnen in Linz wie im Lande, das Bruckner-Orchester, das Konzerthaus Brucknerhaus, die Museen mit ihren Galerien - Landes- und Stadtmuseum sowie die Neue Galerie in Linz -, das Landeskulturzentrum, der Posthof mit "Zeitkultur am Hafen", aber auch das Theater des Kindes.

Eine Sonderstellung nimmt das A.-Stifter-Institut ein, das als "Stifter-Haus" neben seinen wissenschaftlichen Aufgaben in zunehmendem Maß zu einem "Haus der Literatur" geworden ist. Auch die "Stifter-Galerie" des Landes, in der sich mehrheitlich junge Künstler präsentieren können, ist unter demselben Dach beheimatet.

Zu den bedeutendsten städtischen Einrichtungen gehört neben den bereits er-wähnten das Ars Electronica Center (AEC), das sich ähnlich wie das umgebaute und adaptierte Offene Kulturhaus (OK) des Landes - ein Produktionszentrum für zeitgenössische Kunst -, als Zukunftswerkstatt versteht und vor allem von der jungen Generation stark frequentiert wird. Während die Buntheit und Vielfalt des jährlichen "Pflasterspektakels" in Linz Kind und Kegel erfreuen, hat das zweijährliche "Festival der Regionen" als eine Variante der Spektakelkunst bisher nur zum Teil Akzeptanz gefunden.

Darüber hinaus dienen zwei Großereignisse als Publikumsmagneten: die zweijährliche Landesausstellung - heuer unter dem Titel "Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen", schon jetzt Besucher-rekordverdächtig - und das jährliche Internationale Brucknerfest, das diesmal mit dem Motto "MusikImPuls" in den Europäischen Kulturmonat integriert ist. Eröffnet wird am 11. September mit der "Visualisierten Linzer Klang-wolke". Am 13. September wird das Eröffnungskonzert als "Klassische Linzer Klangwolke" in den Donaupark übertragen. Auch gibt es heuer erstmals eine "Kinder-Klangwolke".

Erwähnenswert ist darüberhinaus, daß es in OÖ drei Hochschulen gibt und daß die Johannes-Kepler-Universität mit ihren neu gegründeten Forschungsinstituten in der Rankingliste den dritten Platz unter den Hohen Schulen Österreichs einnimmt. Ja, und nicht zu vergessen: Unser Bundesland und seine Landeshauptstadt bieten eine hohe Lebensqualität und auch die einst zu Recht geschmähte Linzer Luft ist längst wieder atemfrisch, wie es einer Kulturstadt angemessen ist. Auch für die Zukunft sind Projekte geplant: In wenigen Jahren - voraussichtlich rechtzeitig zur 200-Jahr-Feier des Landestheaters 2003 - wird Linz sein Musiktheater haben und im Zusammenhang damit ein neu gestaltetes Theater- und Kulturviertel erhalten.

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