Diese verflixte Farbenlehre

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Mit Parteipolitik hatte 2007 die Bestellung von Willy Mitsche zum ORF-Hörfunkdirektor nichts zu tun. Ebenso wenig wie dessen Amtsverzicht im August dieses Jahres. Oder die Installierung von Richard Grasl als oberster ORF-Finanzer mit Jänner 2010. Oder die Wahl von Karl Amon zum neuen Radio-Direktor letzte Woche.

Und weil das so ist, glauben wir ORF-Chef Alexander Wrabetz natürlich, wenn er seinen Redakteuren in der TV-Information nun versichert, die Bestellung des neuen TV-Chefredakteurs, die durch den Weggang von Amon zum Radio notwendig ist, werde #ohne externe und politische Einflüsse über die Bühne gehen#.

Man sollte in der Kommentierung des Postenkarussells im ORF zwar nicht allzu zynisch werden und auch die Ebenen nicht vermischen: Niemals würden wir behaupten, dass die konkret Genannten für die Posten, auf die sie da gehievt wurden, ungeeignet wären. Eher im Gegenteil.

Aber einmal mehr wird klar, dass jeglicher personeller Bestellvorgang in der größten heimischen Medienanstalt der Logik der politischen Farbenlehre verpflichtet ist. Und das hat rein gar nichts mit den fachlichen Kriterien zu tun, denen die Personalpolitik eines so großen Unternehmens eigentlich zu folgen hätte.

Auf der einen Seite mahnt auch die Politik den ORF zum Sparen und erwartet zu Recht Qualität und #Public Value#. Aber zugleich bedient ebendiese Politik Parteigänger und eigene Interessen. Und produziert #weiße Elefanten# # wie zuletzt den emeritierten Hörfunk-Direktor Willy Mitsche, der nun in der Generaldirektion wirken wird.

Der ORF ist ein Paradebeispiel dafür, woran Österreichs politisches System krankt: Parteien und politische Funktionsträger perpetuieren einen Einfluss, der ihnen von der Sache her nicht zukommt. Und zwar auf beinahe allen Ebenen. Dass etwa der jeweilige Landeshauptmann für einen ihm zu Gesichte stehenden ORF-Landesdirektor sorgt, regt ja kaum noch jemanden auf.

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