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Im globalen Forschungswettbewerb zählen Schnelligkeit und Flexibilität mehr als Größe.

Es ist ein dreifaches Mantra, das Edison Tak-Bun Liu beständig wiederholt: Faster, cheaper, safer - schneller, billiger, sicherer. Das allein sei das Geheimnis im künftigen globalisierten Forschungswettbewerb. Und erst recht in einem so pulsierenden Zweig wie der Biomedizin. "Auf diesem Gebiet besiegen Geschwindigkeit, Flexibilität und Integrationsfähigkeit sogar Größe", verkündete der Onkologe im Plenum der Alpbacher Technologiegespräche.

Lius Faible für Dynamik kommt nicht von ungefähr: Nach einer glanzvollen Karriere an us-amerikanischen Eliteuniversitäten und Forschungseinrichtungen wechselte der in Hongkong Geborene 2001 in das pulsierende Singapur - als Leiter des dort beheimateten Genom Instituts. Das Erfolgsrezept des 40 mal 25 Kilometer großen, kleinen "Tigerstaats" ist laut Liu simpel gestrickt: ein passabler rechtlicher und ethischer Rahmen, Veränderungen im Bildungssystem, freier Austausch intellektueller Talente und harmonisierte wirtschaftliche Regulierungen - mehr sei nicht nötig, um einen Staat zum "Hot Spot" der Forschung zu machen.

Knackpunkt Forschung

Alan Colman, britischer Schöpfer des Klonschafs Dolly und nun wissenschaftlicher Leiter von es Cell International Singapore, kennt freilich auch noch andere Vorzüge seiner neuen Heimat: die Arbeitssprache Englisch, enorme Investitionen der Regierung und große Risikobereitschaft.

Was auch immer den Biotech-Boom beförderte - die Folgen sind offensichtlich: Insgesamt 50 Biotech-Unternehmen haben sich mittlerweile in Singapur angesiedelt - immerhin 11,5 pro Million Einwohner. Dagegen sieht selbst Spitzenreiter usa mit seinen 1.500 Biotech-Firmen recht blass aus (sechs Unternehmen pro Million Einwohner). "Die Zukunft ganzer Volkswirtschaften wird von der Performance in Forschung und Technologie abhängig sein", ist Liu folglich überzeugt.

Auszehrender brain drain

Glaubt man dieser Regel, dann steht Indien eine rosige Zukunft bevor. Längst gilt der asiatische Subkontinent als Talentepool der Sonderklasse. "Indien ist das Zentrum der globalen Forschung und Entwicklung" titelte etwa Businessworld. Zugleich hat das Land wie kein anderes mit dem Problem des "brain drain", also der Abwanderung der besten Köpfe, zu kämpfen. "25 bis 30 Prozent der brillantesten College-Absolventen gehen ins Ausland", klagt Raghunath Anant Mashelkar, Generaldirektor des Rats für wissenschaftliche und industrielle Forschung der indischen Regierung. Immerhin sorgen seine Landsleute in der us-amerikanischen Diaspora für eine Wertschöpfung von zwei Milliarden Dollar. Umso wichtiger sei es nach Meinung Mashelkars, den verlustreichen "brain drain" in eine dynamische "brain circulation" zu verwandeln.

Nicht ganz so virulent, aber gleichfalls nachhaltig sind auch Österreichs brain-drain-Sorgen. Dennoch gaben sich die zuständigen Politiker in Alpbach optimistisch: "Österreich ist auf der Überholspur", verkündete Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (vp) - und verwies darauf, dass die Forschungsquote innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 1,9 Prozent auf 2,35 Prozent gestiegen sei. "Österreich liegt damit deutlich über dem eu-Durchschnitt", erklärte die Ministerin.

Geht es nach den Vorstellungen des Rats für Forschung und Technologieentwicklung, dann bleibt in den kommenden fünf Jahren freilich noch viel zu tun: In seinem Positionspapier "Strategie 2010" fordert der Rat eine Stärkung der Grundlagenforschung, einen Ausbau der Exzellenz-Zentren an den Universitäten, die Bildung von Exzellenz-Netzwerken zwischen Unis und außeruniversitären Forschungseinrichtungen (wie der Akademie der Wissenschaften) und nicht zuletzt die Errichtung des von Anton Zeilinger angeregten "Austrian Institutes of Advanced Science and Technology" (aist). Dieses Institut sollte eine "Einrichtung mit europäischer Strahlkraft" werden und die besten Forscherinnen und Forscher nach Österreich locken.

Ambivalente Bilanz

"Wir haben einen sehr erfolgreichen Weg eingeschlagen", lautet folglich das Resümee des Ratsvorsitzenden Knut Consemüller - während das Fazit seiner Alpbacher Diskussionskollegin Monika Kircher-Kohl von Infineon nüchterner klingt: "Wir haben sicher vieles ausprobiert, und das sehr erfolgreich. Aber gleichzeitig sind die gesamten Bildungsausgaben in Österreich erstmals seit 50 Jahren gesunken."

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