"Don Giovanni“ als aufgeputschte Open-Air-Effekt-Show

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Auf der Ruffini-Bühne im Römersteinbruch St. Margarethen wird Mozarts "Don Giovanni“ gezeigt. Regisseur Thilo Reinhardt bläst das Ganze zum Spektakel auf, musikalisch ist die Produktion indes recht erfreulich.

Ursprünglich war für dieses Jahr keine Opern-Produktion in St. Margarethen vorgesehen, die traditionellen Passionsspiele finden heuer im Römersteinbruch statt. Da das Gelände aber riesig groß ist, konnten letztendlich doch auch Opern-Aufführungen angesetzt werden - nicht auf der großen, den Passionsspielen vorbehaltenen, sondern auf der kleineren Ruffini-Bühne, die extra auf rund 2200 Sitzplätze erweitert wurde.

Kein Platz für Intimität

Im Hinblick auf die kleineren Dimensionen von Vorteil für Wolfgang Amadeus Mozarts "Don Giovanni“, wird sich mancher Kenner der Oper mit ihren vielen nur auf wenige Personen beschränkten Szenen gedacht haben - ein Gedanke, der aber Regisseur Thilo Reinhardt kaum beschäftigt haben dürfte, denn er hat eine große "Giovanni-Show“ inszeniert und auch viele jener Szenen mit üppigem Statisterie-Aufgebot ausgestattet, die eigentlich nur wenigen Charakteren vorbehalten sein sollten. So berichtet hier nun Donna Anna von ihrem nächtlichen Erlebnis mit dem Verführer Giovanni nicht allein ihrem Bräutigam Ottavio, sondern gleich dem ganzen Trauerkondukt um den ermordeten Komtur. Ein Beispiel von vielen, wie in dieser Produktion ununterbrochen und viel zu viel auf Effekt, auf plakative Wirkung gesetzt wird. Mozarts Oper gerät somit zum Show-Event - in einem von Paul Zoller entworfenen, originellen Bühnenbild, das eine Stadt im 19. Jahrhundert auf die Bühne bringt und durch fahrbare Häuserfassaden beeindruckend größere und kleinere Spielplätze schafft.

Dem szenischen Hochdruck hatte sich auch die Musik unterzuordnen: Viele Rezitative und einige Solonummern wurden gestrichen, um den Ablauf zu beschleunigen - und auch das Dirigat von Johannes Wildner zeugte von Vorwärtsdrang, wirkte glücklicherweise bei allem Brio aber nie überhetzt. Dabei war es beeindruckend, wie der Maestro die aus Nachwuchsmusikern zusammengesetzte Orchesterakademie auf Schloss Esterházy auf ein gemeinsames, höchst engagiertes Musizieren eingeschworen hatte. Eine überzeugende Solistenriege war mit Josef Wagner als imposantem Giovanni, Benjamin Bruns als stilvollem Ottavio, dem wendigen Torsten Grümbel als Leoporello sowie Anna Virovlansky als Zerlina und Selcuk Cara als Massetto aufgeboten.

Enttäuschende Anna und Elvira

Dirk Aleschus verlieh dem Komtur zwar seine stattliche Figur, ließ aber stimmliche Sonorität vermissen - und weniger überzeugend agierten auch die Damen Mandy Friedrich als Donna Anna und Cristina Baggio als Donna Elvira. Während letztere zu szenischer Hysterie angehalten zuweilen stimmlich etwas frei agierte, sang erstere zwar in technischer Hinsicht kompetent, ließ aber in der ersten Arie dramatische Expansionskraft wie generell Tiefe des Ausdrucks vermissen.

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