melancholic ground - © Foto: Alexi Pelekanos

Doris Uhlich: Melancholie am Spielplatz

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Die Choreografin, Performerin und Tanzpädagogin Doris Uhlich über einen Ort der Kindheit, den sie im Rahmen der Wiener Festwochen ins Zentrum ihrer Arbeit stellt.

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Die Choreografin, Performerin und Tanzpädagogin Doris Uhlich über einen Ort der Kindheit, den sie im Rahmen der Wiener Festwochen ins Zentrum ihrer Arbeit stellt.

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Die Produktionen der Tänzerin, Performerin und Choreografin Doris Uhlich sind immer außergewöhnlich. Ab 7. Juni präsentiert sie ihr neuestes Stück „Melancholic Ground“ bei den Wiener Festwochen. Ein Spielplatz an der Alten Donau wird zur Bühne von 14 Performerinnen und Performern, die der Mehrdeutigkeit des Spiel-Begriffes und dem vielseitigen Verständnis von Melancholie nachgehen. Wie diese beiden Begriffe zusammenhängen, erzählt Doris Uhlich im Gespräch mit der FURCHE.

DIE FURCHE: Was bedeutet der Titel „Melancholic Ground“?

Doris Uhlich: Als Künstlerin schaue ich gerne in verborgene Bereiche. Im Fall von „Melancholic Ground“ gehe ich der Melancholie nach, einem körperlichen Zustand, der alles andere als bühnentauglich ist, mich aber auch gerade deswegen interessiert. Ich sehe in der Melancholie eine Art Rückzug, aber nicht als Depression, Passivität oder Antriebslosigkeit, sondern einen Zustand der aktiven Nachdenklichkeit, ein rotierendes Schweben. Die Verbindung zum Spielplatz sehe ich insofern, als dass Spielplätze immer auch Orte sind, an welchen wir den Körper auf spezielle Weise erfahren und in Wettbewerb zu anderen treten. Doch wir sind fragile Wesen, da kann es eben nicht immer nur um „höher, schneller, weiter“ gehen.

DIE FURCHE: Was davon beschäftigt Sie besonders?

Uhlich: Mit dem Spielplatz verbindet man einen Ort der Kindheit und des Erwachsenwerdens. Man lernt sich auszuprobieren, spielerisch erfährt man sich, die Umgebung, die Welt. Allein und mit anderen gemeinsam, mit und ohne Gerätschaften. Ich sehe hier zwei Ebenen: einerseits den pädagogischen Wert und andererseits den spielerischen Wert. Auch finde ich die Geschichte von Spielplätzen interessant: Mit dem schnellen Wachstum der Städte mussten eigene Räume für Kinder geschaffen werden. Diese wurden und werden von Erwachsenen entwickelt. Und irgendwie wirken manche Spielplätze ja auch wie Miniatur-Einrichtungen Erwachsener, da sind Autos, Schlösser, Burgen. Und ich frage mich: Welchen Spirit, welche Ideen geben wir Kindern? Spielplätze sind auch Orte, an welchen sich Künstler(innen) und Architekt(inn)en ausprobieren, die Anordnung der Geräte ist spannend, die Aufteilung. Ab den 1970er Jahren ging es dann vermehrt um den Aspekt der Sicherheit. Aufgrund des zunehmenden Straßenverkehrs kam es zu zahlreichen Unfällen, vor allem auch mit Kindern, sodass Spielplätze gezielt als sichere Orte für Kinder entwickelt wurden.

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