Durch den Krieg zum Individualisten

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Eine Ausstellung mit Werken des unangepassten Malers Karl Stark, soeben 80 Jahre alt, im Joanneum in Graz.

Zwei Ölbilder hängen einander in der Ausstellung gegenüber, eine Landschaft in wilden, pastos aufgetragenen Farben, mit seiner Explosivität beinahe den Rahmen sprengend, und ein Frauenporträt von vollkommener Verinnerlichung. Sie zeigen zwei der vielen Seiten des Malers Karl Stark. In den Räumen der Abteilung für Kunstgewerbe widmet ihm das Landesmuseum Joanneum in Graz diesem unangepassten Künstler zum 80. Geburtstag eine Personale. Stark ist gebürtiger Steirer, studierte zunächst bei Szyszkowitz, bis er zum Militär einberufen wurde. An der Ostfront erlebte er alle denkbaren Härten und Gefahren und wurde vielleicht gerade dadurch zum Individualisten.

Nach dem Krieg setzte Stark seine Studien in Wien bei Gütersloh und Boeckl fort. Zu einer Zeit, als der glatte Stil des Phantastischen Realismus modern wurde, malte er in der Tradition des österreichischen Expressionismus, doch wie er selbst sagt, entwickelt sich der expressionistisch malende Künstler nach seinem Jugendwerk nicht weiter. "Es geht letztendlich darum, ob ein Künstler die weitere Entwicklung nach der Lebensmitte schafft."

Diese Verbindung zum Expressionismus und die klare Erkenntnis von dessen Beschränkung macht es schwer, Karl Stark einzuordnen, was aber auch unnötig ist. Er wurde zum bedeutenden Vertreter der "gegenständlichen Moderne". Landschaften nehmen den größten Teil seines Ruvres ein, dazu kommen Blumenstücke, Akte, Porträts, und Selbstporträts. Zur Ölmalerei im Zentrum seines Schaffens finden sich auch Gouachen, deren leuchtende Farben mit Meisterschaft neben- und ineinander gesetzt sind.

Zum ersten Mal zeigt diese Ausstellung Starks Holzschnitte, entstanden zu Beginn des Krieges in einem Ausbildungslager in Admont. "Kartenspiel", "Flucht" oder "Die Wanderer" kontrastieren scharf mit jenem Modus des Holzschnittes, der in der NS-Ideologie hoch gepriesen wurde. Starks Werke sind eher an Barlach oder Kollwitz angelehnt als an den damals hochgelobten Lobisser, obwohl eine leichte Ähnlichkeit mit jenem nicht zu übersehen ist. Die Druckstöcke dieser Werke sind verloren, daher sind die gezeigten Blätter die einzigen Zeugnisse für die technische Fertigkeit in diesem Metier, die sich Stark als Student erworben hatte.

Das Primat der Form im Holzschnitt konnte Stark aber nicht befriedigen. Er war immer der Farbe verbunden, worüber aber die Form nie vernachlässigt wurde. Die pure Abstraktion lehnt er bis heute ab. Viele seiner Werke sind heute im Besitz des Sammlers Rudolf Leopold, dem Stark jahrzehntelang als künstlerischer Berater bei Aufbau von dessen Sammlung zur Seite stand, Seit einigen Jahre sammelt auch das Wiener Ehepaar Hainz Starks Bilder, und diesen Mäzenen ist die Ausstellung und der umfassende Katalog zu danken. Das Porträt aber, von dem zu Beginn die Rede war, zeigt Starks Gattin, die trotz ihres eigenen schweren Schicksals der Erblindung seinen künstlerischen Werdegang entscheidend unterstützt hat.

Bis 3. März

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