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E. T. A. Hoffmann als Musiker: Ahnung des Unendlichen

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"Zum Musiker bin ich nun einmal geboren“: Der musikalische Literat E. T. A. Hoffmann beeinflusste zahlreiche Komponisten – und er komponierte selbst.

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"Zum Musiker bin ich nun einmal geboren“: Der musikalische Literat E. T. A. Hoffmann beeinflusste zahlreiche Komponisten – und er komponierte selbst.

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„Sie nehmen also, wie ich glauben muß, einigen Antheil an mir. Erlauben Sie mir, zu sagen, daß dies von einem mit so ausgezeichneten Eigenschaften begabten Manne Ihresgleichen mir sehr wohl thut“, schrieb niemand Geringerer als Ludwig van Beethoven am 23. März 1820 an E. T. A. Hoffmann.

Dessen übrigens auch sehr analytischen Ausführungen, die er über Beethovens „Fünfte“ in der Leipziger Allgemeinen Zeitung 1810 publiziert hat, zählen zu seinen wichtigsten Texten zu musikalischen Themen. Darin setzt sich Hoffmann auch mit den Unterschieden des klassischen Dreigestirns profund und poetisch auseinander, wenn er ausführt: „Der Ausdruck eines kindlich heitern Gemüths herrscht in Haydns Kompositionen“, in „die Tiefen des Geisterreichs führt uns Mozart. Furcht umfängt uns, aber ohne Marter ist sie mehr Ahnung des Unendlichen.“ Schließlich, fährt er fort, auch Beethovens Ins­trumentalmusik öffne „das Reich des Ungeheueren und Unermeßlichen. Glühende Strahlen schießen durch dieses Reiches tiefe Nacht, und wir werden Riesenschatten gewahr, die auf- und abwogen, enger und enger uns umschließen und uns vernichten, aber nicht den Schmerz unendlicher Sehnsucht.“

Vielfach begabt

Mindestens ebenso aufschlussreich wie diese generelle Beurteilung dieser drei Komponisten ist, wie Hoffmann deren Stellung aus dem Blickwinkel der Romantik sieht: „Haydn faßt das Menschliche im menschlichen Leben romantisch auf; er ist kommensurabler, faßlicher für die Mehrzahl. Mozart nimmt mehr das Übermenschliche, das Wunderbare, welches im innern Geiste wohnt, in Anspruch. Beethovens Musik bewegt die Hebel der Furcht, des Schauers, des Entsetzens, des Schmerzes, und erweckt eben jene unendliche Sehnsucht, welche das Wesen der Romantik ist.“

Hoffmann war eine der in der Romantik mehrfach anzutreffenden Vielfachbegabungen. Der Sohn eines Hofgerichtsadvokaten, der später selbst die Juristenlaufbahn einschlug, die ihn schließlich zum Kammergerichtsrat in Berlin aufsteigen ließ, wirkte als Dichter, Musikschriftsteller, Komponist, Harfenist, Gesangslehrer, Zeichner, Dekorateur, verfasste Rezensionen, trat durch Aufsätze über Musikästhetik hervor, sah sein Haupttalent aber in der Musik, wie er 1812 einem Freund gegenüber anvertraute: „Zum Musiker bin ich nun einmal geboren, das habe ich von meiner frühesten Jugend an in mir gefühlt und mit mir herumgetragen. Nur der mir innewohnende Genius der Musik kann mich aus meiner Misere reißen – es muß jetzt etwas geschehen, etwas Großes muß geschaffen werden im Geiste der Bach, Händel, Mozart, Beethoven.“

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