Rembrandt - © Foto: Getty Images / Fine Art Images/ Heritage Images

Rembrandt: Echt oder nicht?

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Auch 350 Jahre nach seinem Tod erregen die Werke Rembrandts immer noch Aufsehen – insbesondere im Hinblick auf deren Authentizität.

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Auch 350 Jahre nach seinem Tod erregen die Werke Rembrandts immer noch Aufsehen – insbesondere im Hinblick auf deren Authentizität.

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Rund 80 Selbstporträts sind von Rembrandt erhalten und bis ins 19. Jahrhundert blieb er damit Rekordhalter in puncto Selfies. 1630 veröffentlichte Rembrandt vier Radierungen, auf denen er sich emotional gibt: beunruhigt, erfreut, zornig und ängstlich. So gerne man aus heutiger Sicht meint, dass er hier sein Innenleben offenbart, war dies mitnichten so. Radierungen ähneln dem heutigen Instagram: Künstler nutzten sie zu Marketingzwecken, um ihr Können zur Schau zu stellen. Diese emotionalen Momentaufnahmen dienten als Nachweis, wie meisterhaft Rembrandt die „Leidenschaften der Seele“ darzustellen vermochte.

Eine unabdingbare Voraussetzung für die Königsdisziplin der Malerei: historische und religiöse Szenen. Das Kabinett 18 des Wiener Kunsthistorischen Museums ist Rembrandt gewidmet. Ein Doppelporträt ist hier zu bewundern, zwei Porträts von Eheleuten, laut Katalog beide aus dem Jahr 1632 und seit 1783 in der Sammlung. Doch halt. Im offiziellen Werkverzeichnis, dem „Corpus“, wird das Bild des Mannes als „ein authentisches Werk gemalt vermutlich 1631 oder 1632“ eingestuft, während das Bild der Frau, so heißt es dazu im zweiten Band des Werkverzeichnisses, „nicht Rembrandt zugeschrieben werden kann“ und „vermutlich in seiner Werkstatt von einem Assis tenten 1632 oder 1633 gemalt“ wurde. Das entspricht durchaus einer Lieblingstheorie des Rembrandt-Experten Ernst van de Wetering, wonach Ehepaare Rembrandts Werkstatt aufsuchten und dann eine/r vom Meister selbst und der oder die andere von einem Assistenten gemalt wurde.

Rembrandt Research Project

Verständlich also, dass in der Jubiläumsschau des Den Haager Museums Mauritshuis nicht nur Bilder von Rembrandt selbst, sondern auch solche seines Umkreises gezeigt wurden. Genaues Hinsehen ist gefragt. Das berühmteste Werk der Sammlung „Die Anatomie des Dr. Tulp“ trägt unumstritten die Handschrift des Meisters. Auch bei dem wunderbaren Selbstporträt des circa 23-jährigen Rembrandt zweifelt man nicht eine Sekunde an der Authentizität. Umso größer das Erstaunen, dass von diesem Bild ein zweites, fast identisches Exemplar im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg hängt. Bis in die 1990erJahre galt das Bild im Maurits huis als das Original, doch ausführliche Recherchen haben seither das Gegenteil ergeben: Das Nürnberger Bild, das etwas gröber, weniger poliert wirkt, stammt von Rembrandt selbst. Die Kopie in Den Haag hat einer seiner Schüler gemalt, wohl unter enger Aufsicht des Meisters.

Die Frage der Authentizität von Rembrandts Werken trieb niederländische Experten um, als der 300. Todestag 1969 bevorstand. Zu schwierig war es geworden, so Ernst van Wetering im Vorwort zum ersten Band des „Corpus“, alle Werke, die Rembrandt zugeschrieben wurden, als die Arbeiten ein und desselben Mannes zu akzeptieren. Das sogenannte Rembrandt Research Project (RRP) wurde ins Leben gerufen. Van de Wetering war ein junger Assistent, als er dem Gremium des RRP 1968 beitrat. Das Ziel war ambitioniert: die Erstellung eines verbindlichen Verzeichnisses aller authentischen Rembrandt-Gemälde. Der Ansatz war neu: Gemeinschaftlich und unter Heranziehung verschiedener Experten wollte man der Sache näherkommen. Eine Herkulesaufgabe, angesichts von zeitweise mehr als 600 Gemälden, die Rembrandt zugeschrieben wurden.

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