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Umberto Eco wurde gerade 75. Sein Geburtstag ist der 5. Jänner, er ist somit einen Tag vor den Weisen aus dem Morgenland eingetroffen. Das ist gut so, denn wenn es um Weisheit geht, sollte man nicht unter den Nachzüglern sein. Unsere Koalitionsregierung hat diesen Termin verpasst, und man könnte abergläubisch argumentieren, dass ihr Programm deshalb nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

Hören wir nicht seit langem von Bildungsnotstand, von zu großen Schulklassen, von überfüllten Hörsälen und desolaten Labors an den Universitäten? Vom großen Projekt eines entschlossenen Sprungs in die Bildungsgesellschaft finden sich nur freundliche Absichtserklärungen. Das ist keine Geldfrage, sondern eine Frage der Mentalität; es ist, um Eco zu zitieren, die "Leidenschaft für das Mittelmaß", die sich geschickt mit dem lauten Ruf nach Exzellenz tarnt. Gebildete Leute könnten auf die Idee kommen, dass es auch anders geht, als die Regierenden es für richtig halten, ihnen könnten Alternativen einfallen, die das innenpolitische Machtgefüge stören.

Machtbewusste Politiker wissen nämlich, dass Bildung eine Gefahr ist. Nicht wenn es um den Quantencomputer, um Nanotechnologie oder die Entschlüsselung der Gene geht. Aber eine Geisteswissenschaft, gar die Philosophie, was soviel bedeutet wie "Liebe zur Weisheit", könnte das selbständige Denken in Mode bringen. Und wo kommen wir dann hin? Schon Metternich wusste: So wird Unruhe erzeugt. Das ist gute österreichische Tradition.

Wissenschaft mag ganz nützlich sein, aber Weisheit sollte man eher verhindern. Derzeit werden die Universitäten gerade auf den Bologna-Prozess getrimmt. Umberto Eco, seit 35 Jahren Professor in Bologna, schert sich darum nicht. Und sein Fach "Semiotik"! Was ist denn das? Derartige Orchideenfächer sollten in Österreich eingespart werden!

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