Edelweißer Antifaschismus

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"The Sound of Music" an der Wiener Volksoper.

Nichts hat das Bild, das sich die Welt von Österreich macht, mehr geprägt als "The Sound of Music". Auf dem halben Erdball gehört die Verfilmung zum Allgemeingut, in Österreich selbst ist das Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein so gut wie unbekannt. Hunderttausende Touristen besuchen Österreich vor allem wegen "The Sound of Music", werden auf einschlägigen Bustouren durch Salzburg gekarrt, worüber Einheimische bestenfalls den Kopf schütteln. Nun hat die Wiener Volksoper das in Österreich erst einmal gespielte Stück in ihr Programm aufgenommen - und diese Aufführung zeigt deutlich, warum die Liebes- und Familiengeschichte vor dem historischen Hintergrund des "Anschlusses" in Österreich nie Fuß fassen konnte.

"The Sound of Music" nämlich ist ein Mix von Topoi, die hierzulande unvereinbar scheinen. Zum einen ist "The Sound of Music" eine euphorische Österreich-Verherrlichung, die im ärgsten Heimatkitsch schwelgt. Es wird gejodelt, geschuhplattelt, das "Lied der Berge" gesungen, von "Gulasch mit Nockerln und Mädchen mit Lockerln" geschwärmt. Zum anderen wird schonungslos das dunkelste Kapitel österreichischer Vergangenheit aufgeschlagen: "The Sound of Music" zeigt ein Land, das bis auf wenige Aufrechte von begeisterten Nazis bevölkert wird oder von Menschen, die sich den neuen Verhältnissen anpassen.

Das musikalisch wie textlich erstaunlich gute Stück ist ebenso wie die Inszenierung (Renaud Doucet) den ernsten Themen Nationalsozialismus, Widerstand und Emigration absolut angemessen. Michael Kraus und die bezaubernde Sandra Pires als Ehepaar Trapp sorgen für wirklich bewegende Momente; etwa wenn Baron Trapp sich, verloren vor einer riesigen Hakenkreuzfahne, mit dem "Edelweißlied" von seiner Heimat verabschiedet. Eine echte Entdeckung!

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