Edler Wettstreit um Schönheit und höchste Gesangskunst

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Mit "Il Paride“ des Monteverdi-Schülers Giovanni Andrea Bontempi gingen die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik glanzvoll zu Ende. Beim Cesti-Gesangswettbewerb ließen Nachwuchssänger aufhorchen.

René Jacobs hat bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik die frühe venezianische Oper zu neuer Blüte gebracht. Die österreichische Lautenistin Christina Pluhar griff nun im Vorjahr mit ihrem vorzüglichen Ensemble L’Arpeggiata in ihrer ersten eigenständigen Opernarbeit dieses Genre auf und belebte gemeinsam mit Regisseur Christoph von Bernuth und Ausstatter Oliver Helf "Il Paride“ des Monteverdi-Schülers Giovanni Andrea Bontempi (1624-1705). Die Produktion entstand als Koproduktion der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik und wurde nun in Innsbruck gezeigt.

Die radikal gekürzte Geschichte um das Urteil des Paris und den Raub der Helena spielt mit allen Zutaten der venezianischen Oper: mit der Verflechtung von Komik und Tragik samt ihren Arienformen, mit kaleidoskopartiger Anlage und einer vom Gott bis zum mönchischen Trunkenbold, von den um den Schönheitspreis kämpfenden Göttinnen bis zum stotternden Koch reich bevölkerten Bühne. Bernuth machte aus "Il Paride“ ein saftiges Sommerspektakel mit Witz, Tempo, Keckheit und Tragik, barocken Zitaten und Versatzstücken.

Christina Pluhar blieb bei der Einrichtung der Partitur mit üppigem Continuo, aber schlankem Klang, ihrem barocken Stil und tänzerischen Repertoire treu, groovig und virtuos, farblich aber erst aufblühend, als sich die Arien mehrten. Die Titelpartie des Paris war mit dem Countertenor David Hansen zu matt besetzt. Luciana Mancini sang wohltönend die Nymphe Enone, Raquel Andueza eine lichte Helena. Counter Dominique Visse ist immer eine Klasse für sich.

75 Sänger aus 29 Nationen

Die Festwochen-Nacht vor "Il Paride“ war über die Homepage international verfolgbar: Zehn junge Sängerinnen und Sänger aus neun Nationen hatten es in die Finalrunde des 3. Internationalen Gesangswettbewerbs für Barockoper Pietro Antonio Cesti geschafft und sangen um die Preise. Die 27-jährige Sopranistin Sophie Junker gewann den mit 4000 Euro dotierten 1. Preis. Den 2. Preis (3000 Euro) erhielt der 29-jährige britische Bariton Edward Grint, der 3. Preis (2000 Euro) ging an die 24-jährige polnische Mezzosopranistin Natalia Kawalek-Plewniak, die auch den Publikumspreis erhielt.

Insgesamt hatten sich 75 Nachwuchssänger aus 29 Nationen der Jury gestellt. Den Vorsitz hatte auch heuer Sebastian F. Schwarz, Casting-Direktor am Theater an der Wien. Er vergab an Edward Grint ein Rollenengagement. Der Sonderpreis des Wiener Konzerthauses für ein Konzert im Rahmen des Festivals "Resonanzen 2012“ ging an Sophie Junker. Es gab noch weitere Engagements und im Publikum Casting-Chefs und Agenten. Es geht beim Cesti-Wettbewerb also um viel mehr als Geldpreise.

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