Ego-Söldner für Eidgenossen

Werbung
Werbung
Werbung

Michael Fleischhacker und Rudolf Fußi: Der eine brachte es über die Kleine Zeitung sowie den Standard zum Chefredakteur der Presse und ist auch Autor der 176-seitigen "Politikerbeschimpfung". Der andere irrlichterte als Parteimitglied von der Jungen ÖVP über die liberalen FPÖ-Renegaten Die Demokraten bis zur SPÖ und beriet dann das Team Stronach. Ausgerechnet diese beiden schillernden Figuren sollen für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) publizistische Produkte für Österreich entwickeln. Diese gilt als eines der weltweit besten Tagblätter, aber auch als graue Maus. Doch der Stilbruch hat System. Dahinter steckt Veit Dengler, NZZ-Chef aus Österreich und Mitgründer von Neos.

"Also an einem Ego-Defizit wird das Projekt sicher nicht scheitern", schrieb der Nutzer "Flood" dazu dem Standard ins Online-Stammbuch und bringt damit die Skepsis des Kritikerheers auf den Punkt. Denn die Alpha-Männchen Fleischhacker, der sich gleichermaßen in Ernsthaftigkeit wie Unbeliebtheit suhlt, und Fußi, der für einen guten Gag fünf immer gerade sein lässt, trennen inhaltlich wie stilistisch Welten, doch Journalist wie Vermarkter agieren digital als Rampensäue mit Ellenbogeneinsatz.

Für Stimmung ist also gesorgt, schon weil das Projekt warten lässt. Es beflügelt die Diskussion der Branche über sich selbst. Sie wird zwar nicht als Kaninchen vor der Schlange zittern wie einst, als die Brüder Fellner die Neuerfindung der Zeitung ankündigten und den Boulevard ins Gespräch brachten.

Doch wenn nun eine ähnlich lange Debatte zu Qualitätsmedien entsteht, hat die Neue Zürcher Zeitung in Österreich schon mehr bewirkt, als der heimische Markt es vermochte. Da wäre es verkraftbar, wenn letztlich das Besondere an einer NZZ Austria bloß der Bildschirmhintergrund in Pink bliebe.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung