"... eh nimmer lang!"

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Sollten Sie diese Glosse am Mittwoch vormittag lesen, dann genießen Sie die Lektüre unseres Blattes - es wird vielleicht Ihr letztes Vergnügen sein. Wenn nämlich Nostradamus recht behalten sollte.

Wenn Sie sie erst am Donnerstag lesen, können Sie beruhigt sein. Dann hat Nostradamus nicht recht behalten, und mit ihm müssen alle Weltuntergangspropheten, die auch diesmal mit der Sonnenfinsternis das Ende unserer Welt voraussagten, einbekennen, daß es nicht so einfach ist, Naturereignisse auf metaphysische Phänomene umzulegen.

Zugegeben: Wenn eine Sonnenfinsternis so kurz vor dem Ende eines Jahrtausends vorkommt, dann kann das schon furchtsame Geister zu gewagten Überlegungen anregen. Aber bitte: Was ist dann in jenen Weltgegenden, in denen "unsere" Sonnenfinsternis nicht zu sehen ist? Blieben die vom Weltuntergang verschont? Und endet nun unser Jahrtausend mit Sylvester 1999 oder erst mit Jahresende 2000 wie die Mathematiker überzeugend nachweisen - dann hätten wir noch ein Jahr Zeit?

Als wir am 5. Juli 1945 im tiefen Rußland am hellen Nachmittag plötzlich im Finstern standen und, als es nach ein paar Minuten wieder hell wurde, die Hähne krähten, sagten wir erstaunt: "Aha! eine Sonnenfinsternis!" Die Welt ging nicht unter, auch wenn einen Monat später die Atombombe fiel.

Überlassen wir es lieber Nestroys Knieriem zu singen: "Die Welt steht eh nimmer lang, lang, lang!" fg

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