Wien09_Pramergasse007_2017-03-11 - © Wikimedia / GüntherZ  - Gedenktafel für Hildegard Burjan (Wien, Pramergasse 7)

Ein "apostolisches Zeitalter" für Frauen in der Kirche

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Die Wiener Journalistin Ingeborg Schödl porträtiert in ihrem neuen Buch zwölf starke Frauen der Kirche(n).

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Die Wiener Journalistin Ingeborg Schödl porträtiert in ihrem neuen Buch zwölf starke Frauen der Kirche(n).

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Eine Frau beschreibt zwölf Apostelinnen - Frauen der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit, die in Österreichs Kirche einiges bewegt haben und jedenfalls mit dazu beitrugen, daß "Frau in der Kirche" beständiges Thema bleibt. Wenn beim "Dialog für Österreich" einmal mehr die Forderungen nach dem Frauendiakonat und nach der Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche erhoben und beim Salzburger Delegiertentag mit überwältigender Mehrheit den Bischöfen übergeben wurden, so stehen diese Zwölf (stellvertretend für viele ungenannte Frauen) Pate.

Die Journalistin Ingeborg Schödl, schon durch ihre Hildegard Burjan-Biographie als publizistische Frauenanwältin ausgewiesen, gibt in ihrem neuen Buch "Gottes starke Töchter" zwölf Lebensbilder kirchlich engagierter Frauen (zehn katholische, je eine altkatholische und evangelische) wieder.

Die christlich-soziale Sozialreformerin und Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, Hildegard Burjan (1883- 1933), Schödls Leib- und Leitfigur, macht denn auch den Anfang, dann folgen höchst unterschiedliche Persönlichkeiten, allen aber ist starker Wille und ausgeprägte Identität als Christin wie als Frau gemeinsam.

Pionierinnen der Nachkriegskirche, die bis in biblisches Alter aktiv blieben wie Hildegard Holzer (1904-95), die Begründerin der Pastoralassistentinnenschule, oder Hertha Pammer (1905-95), Urgestein der Katholischen Frauenbewegung, Margarethe Schmid (1914-97), "Schmiedin" der Theologischen Fernkurse. Andere gingen zu früh wie die erste Theologieprofessorin Österreichs, Herlinde Pissarek-Hudelist (1932-95), und die tragisch verstorbene Grande Dame der katholischen Publizistik, Pia Maria Plechl (1933-95). Einige der Apostelinnen - darunter die Äbtissin Maria Rosaria Golsch, die erste altkatholische Priesterin Elfriede Kreuzeder oder die Begründerin der Aktion Leben, Grit Ebner - sind heute noch voll aktiv.

Ingeborg Schödl stellt diese Lichtgestalten der Kirche engagiert und in ihrer Lebensart und Spiritualität authentisch dar. Ob feministisch oder konservativ, ob spirituell oder politisch: die verschiedenen Persönlichkeiten werden in Schödls Beschreibung lebendig. Fast, so scheint es auch die gewählte Zwölfzahl anzudeuten, soll hier ein gegenwärtiges apostolisches Zeitalter der Frauen in der Kirche beschworen werden, in dem die Gesellschaft mittendrin ist: Die Vorgängerinnen (im wörtlichen Sinn) haben bereits Abschied genommen, andere Apostelinnen stehen noch mitten in der Zeit.

"Frauen in den Kirchen fordern heute mehr als ihre Vorgängerinnen", schreibt Peter Pawlowsky, Journalist und Mann, im Vorwort des Buches: "Sie können es, weil sie auf den Schultern derer stehen, die in diesem Buch vorgestellt werden."

Ingeborg Schödl setzt zwölf Frauenleben ein Denkmal und gibt so eine Ermutigung ab für Frauen, letztlich aber auch für die Männer, die das "Oben" in der Kirche immer noch dominieren.

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