Ein Bischof positioniert sich

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Im Wahlkampf war nicht darüber zu reden. Beim Koalitionspoker gibt es erst recht keine Chance. Dabei wäre die Diskussion, wie der Staat gerecht, sparsam und bürokratiearm seine Transferleistungen zur Armutsbekämpfung organisiert, ein Gebot der Stunde. Doch anstatt Inhalten regiert Polemik.

Die SPÖ ist mit einem Konzept zur "bedarfsorientierten Grundsicherung" unterwegs, das von der ÖVP und dem Gutteil der Medien gleich im Fach "altsozialistischer Utopismus" schubladisiert wird. Gänzlich verunmöglicht wird die öffentliche Auseinandersetzung um ein "bedingunsloses Grundeinkommen" (für das es auch prüfenswerte Argumente gibt), indem sofort jemand aufzeigt und "Kryptokommunismus" schreit, ohne sich auf ein Für und Wider des Modells einzulassen. Immerhin wird jenes von NGOs der "Armutskonferenz" ins Spiel gebracht, nicht zuletzt seit Jahren von der Katholischen Sozialakademie Österreichs KSÖ.

Nun hat sich auch der für die KSÖ zuständige Linzer Bischof Ludwig Schwarz in die Nesseln gesetzt, weil er im Kurier auch das KSÖ-Modell als "guten Ansatz" bezeichnet hat, was den Kurier zur Schlagzeile: "Kirche überholt die SPÖ links" veranlasste. Und der Grazer Bischof Egon Kapellari meinte subtil, das bedingungslose Grundeinkommen sei "kein Anliegen der österreichischen Bischofskonferenz". Die Bischöfe, so Kapellari in Richtung Ludwig Schwarz, sollten diese Frage dem bereits in Gang befindlichen öffentlichen Diskurs überlassen.

Man ist hierzulande nicht mehr gewohnt, dass ein Bischof seinen Vordenker(inne)n öffentlich den Rücken stärkt. Klar: Eine Positionierung fürs Modell der KSÖ provoziert auch Gegenstimmen. Man muss Ludwig Schwarz aber dafür vor den Vorhang holen, dass ein Bischof - endlich! - den Mut hat, in der sozialpolitischen Auseinandersetzung Stellung zu beziehen.

otto.friedrich@furche.at

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