Werbung
Werbung
Werbung

Zum Tod des Dichters Alois Hergouth (1925 bis 2002).

Wer daran denkt, was wäre, wenn - kommt mit dem Denken nie zu Ende. Und wenn er tausend Wege fände, so kann er doch nur einen gehen". So schrieb Alois Hergouth zu Weihnachten 1973, und besser könnte niemand ausdrücken, dass dieser Dichter seinen unverwechselbaren Weg ging. Am Donnerstag, 17. Jänner starb er nach langem, schwerem, mit wahrhaft philosophischer Haltung getragenem Leiden. Die österreichische, besonders die steirische Literatur der Nachkriegszeit wäre ohne ihn undenkbar.

Er wurde am 31. Mai 1925 in einer kinderreichen Arbeiterfamilie geboren, musste als noch Halbwüchsiger den Krieg durchleben und -leiden. Nach 1945 studierte unter schwierigen Bedingungen an der Grazer Universität Volkskunde und arbeitete dort lange Jahre als wissenschaftlicher Rat, stets ein Freund und, wenn immer er konnte, Helfer seiner Studenten.

In seinem Schaffen blieb er immer ein Einzelgänger, ließ sich niemals von irgendeiner Mode einfangen.

Dem Lärm und Trubel der Hauptstadt entfloh er so oft wie möglich in sein Refugium, das kleine Dorf Sladka Gora in Slowenien, wo er seinen Gedichtband über diese stille, innerlich reiche Landschaft schrieb. Von 1953 an entstanden mehr als 20 Gedichtbände. Sein Stil ist knapp, ohne die kleinste überflüssige Silbe, jede Zeile von fast geheimnisvoller Musikalität.

Doch hatte Hergouths Schaffen auch eine in der Öffentlichkeit nicht sehr bekannte Seite: Er schrieb ironische, fast böse Epigramme, etwa: "Die Kunst als Massenmedium, die um Verständnis und um Beifall wirbt, erzieht sich selbst ihr Publikum, (indem sie es verdirbt)."

Diese Sorge um die Kunst und die Menschen war einer der Gründe, die ihn zum Anreger und Mitbegründer des "Forum Stadtpark" führte, einer Institution, der Graz in den sechziger Jahren frischen Wind verdankte. Hergouth war auch in seiner Prosa immer Poet, Zeugnis dafür ist sein Band "Der Mond im Apfelgarten", der kürzlich neu aufgelegt worden ist. Darin berichtet er von seinem Leben, lässt seine Erinnerungen sprechen, hängt seinen Träumen nach. Sein Schaffen wurde durch zahlreiche Ehrungen gewürdigt. Er war Träger der Ehrenringe des Landes Steiermark und der Landeshauptstadt Graz, Sladka Gora ernannte ihn zum Ehrenbürger.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung