Ein engagierter "Schauplatz“

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Schläge, Demütigungen, sexuelle Übergriffe - der Bericht der Universität Wien über die Gewalt gegen Kinder in ehemaligen Heimen der Stadt Wien liest sich wie ein schlechter Horrorfilm. Dass diese "Erziehungsmethoden“ in den 50er- und 60er-Jahren für Tausende Heimzöglinge Alltagsrealität waren, hat die berührende "Am Schauplatz“-Reportage "Gestohlene Kindheit“ (18. August, ORF 2) deutlich gemacht. Während die Opfer bis heute unter den Folgen ihrer Misshandlungen leiden, befinden sich die Täter nach wie vor auf freiem Fuß. Anzeigen bei den zuständigen Behörden wurden jahrzehntelang ignoriert, ehemalige Zöglinge als Lügner diskreditiert und (aktenkundige!) Opfer-Berichte totgeschwiegen.

Dem "Schauplatz“-Team ist es zu verdanken, dass Opfer und Täter erstmals öffentlich die damaligen Geschehnisse aus ihrer Sicht schildern konnten. "Ich habe dort nur unterrichtet. Es war nicht meine Aufgabe, die traumatischen Erlebnisse der Kinder aufzuarbeiten“, rechtfertigte sich etwa ein ehemaliger Heimlehrer, dem die unmenschlichen Bedingungen innerhalb der Anstaltsmauern bekannt waren, der aus "Feigheit“ aber wegsah und schwieg.

Kein Blatt vor dem Mund nahmen sich die Opfer mit ihren Forderungen nach Konsequenzen für ihre Peiniger, und warfen damit die Frage auf, wie Medien mit einer derart sensiblen Causa umgehen sollen. Ob die (versuchte) Opfer-Täter-Konfrontation vor laufender Kamera tatsächlich bei der Aufarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse geholfen hat, oder mit Blick auf die TV-Quote erfolgt ist, können nur die betroffenen Protagonisten beantworten.

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