Ein Hauch von Wahlkampf

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Bei der ersten Vergabe des Theaterpreises "Nestroy" im vorigen Herbst in Wien wurde "ein Hauch von Oscar am Naschmarkt" registriert. Wer im Sprechtheater Rang und Namen hatte, fand sich im Theater an der Wien ein und verfolgte gespannt die von Burgschauspieler Peter Simonischek moderierte und vom ORF zeitversetzt übertragene Veranstaltung. Das Ritual gemahnte in der Tat an Hollywood: Vorstellung der Nominierten, Kuvertöffnen, Ehrung des Preisträgers oder der Preisträgerin durch einen Prominenten (sogar Annie Girardot und Andrea Jonasson reisten dafür an), kurze Dankesworte der Ausgezeichneten (die beim Lebenswerk-Preisträger Otto Schenk recht lange und recht pointiert ausfielen).

Obwohl es teilweise auch Kritik gab - etwa am Showteil dazwischen, der ausschließlich aus Szenen einer einzigen Produktion bestand -, hat sich der "Nestroy" auf Anhieb durchgesetzt. So wird auch heuer eine siebenköpfige Jury von Kritikern die Kandidaten für die einzelnen Kategorien nominieren, die Nestroy-Preis-Akademie, bestehend aus den Kainz-Medaillen-Gewinnern, den Trägern des Nestroy-Ringes sowie aus den Preisträgern und Nominierten des Jahres 2000, wird die endgültigen Entscheidungen treffen.

Der Wiener Kulturstadtrat Peter Marboe stellte jüngst die Pläne für den "Nestroy 2001" vor: Die Kategorie "bester Nachwuchs" wird in männlich und weiblich geteilt. Und es geht in einer Kategorie, wo es besonders sinnvoll ist, um mehr als um eine Trophäe und die Ehre: Die beste Off-Produktion (also abseits von den großen Bühnen erarbeitet) erhält vom Hauptsponsor Erste Bank 100.000 Schilling und dazu vom Wiener Kulturamt die Finanzierung einer Neuproduktion. Als Termin der Nestroy-Preisverleihung 2001 ist der 6. Oktober vorgesehen, als Ort - hier goutiert Marboe eine Rotation - sind das Ronacher oder das Volkstheater im Gespräch.

Beim Faktum, dass Marboe just dieser Tage damit an die Öffentlichkeit trat, schwang natürlich mehr als "ein Hauch von Wahlkampf" mit. Aber warum auch nicht? Gerade Marboe, dessen Leistungen von Freunden und Gegnern gleichermaßen anerkannt werden, braucht sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Vielleicht schafft er sogar - Sponsoren hervor! - noch einen ähnlichen Preis für das Musiktheater ...

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