Ein Haus für Bregenz

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Das Debussy-Fragment "Der Untergang des Hauses Usher" im generalsanierten Bregenzer Festspielhaus.

Nicht nur bei den Salzburger Festspielen gibt es in diesem Jahr mit dem neuen "Haus für Mozart" ein neues Theater zu bewundern, auch die Bregenzer Festspiele präsentieren sich in neuem optischen Glanz: Nach nur zehn Monaten konnte die Generalsanierung des Festspielhauses rechtzeitig abgeschlossen werden - für Festspielpräsident Günter Rhomberg "das größte Geschenk zum 60. Jubiläum der Bregenzer Festspiele".

Moderner und eleganter - so der erste Eindruck des 1980 eröffneten und jetzt umgebauten Hauses, im Rahmen dessen Neugestaltung gleich auch das Umfeld des Gebäudes einbezogen wurde. Den Vorplatz ziert nun eine sieben Meter hohe Plastik des Vorarlberger Künstlers Gottfried Bechtold, ein glänzend polierter Bronzeabguss eines sich gabelnden Baumstammes, der umgekehrt aufgestellt, einem schreitenden Wesen gleicht.

Bestimmte früher grauer Beton die Optik des Festspielhauses, empfängt nun eine glänzende Glasfassade die Besucher. Im Eingangsbereich sind Garderoben und Ticketcenter untergebracht sowie ein neues ganzjährig geöffnetes Bistro. Eine zentrale Treppe führt ins großzügige Foyer im ersten Stock, das alle Veranstaltungsräume wie Werkstattbühne, Seestudio und Seebühne erschließt - und natürlich den völlig erneuerten Großen Saal: die Wandverkleidungen präsentieren sich in Akazienholz, die Bestuhlung ist in rot gehalten, wobei sich im Besonderen die Käufer der billigeren Preiskategorien freuen dürfen; mussten sie sich bisher auf ein provisorisches Gerüst begeben, dürfen sie jetzt auf einer fixen Rangtribüne Platz nehmen. Aber auch "hinter den Kulissen" wurde renoviert - bemerkenswertes Detail am Rande: der Kostenrahmen von 40 Millionen Euro konnte bei der Sanierung sogar unterschritten werden - Bühnentechnik, Licht-und Tonanlage wurden erneuert.

Die verbesserte Akustik des Hauses konnte man bereits bei Orchesterkonzerten überprüfen, am 7. August wird dann auch die erste Opernproduktion über die Bühne des "neuen" Hauses gehen, wobei die Festspiele auch in diesem Jahr ihrem bewährten Konzept - Klassiker auf der Seebühne, Raritäten im Festspielhaus - treu bleiben und doch etwas ganz Neues präsentieren. "Neu", da es sich bei der Festspieloper um die erstmals gezeigte Vervollständigung eines Opernfragments von Claude Debussy handelt, "neu" aber auch, da dieser Operneinakter mit zwei Balletten kombiniert wird. Erstmals kommen damit in der Geschichte der Bregenzer Festspiele nicht nur Opern-, sondern auch Ballettliebhaber auf ihre Kosten: Gesang und Tanz werden in den drei Werken - "Prélude à l'après-midi d'un faune", "Jeux" und "Der Untergang des Hauses Usher" - untrennbar miteinander verwoben, da auch in der Oper jede Rolle mit jeweils einem Sänger und einem Tänzer besetzt ist und das Ringen von Roderick Usher (die zentrale Rolle der Oper) mit sich und seiner Umgebung schon in den Debussy-Balletten erkennbar wird - so versprechen es zumindest die Ankündigungen.

Die Novelle "Der Untergang des Hauses Usher" erschien 1839 und zählt zu den bekanntesten Werken des Schriftstellers Edgar Allan Poe. Opernversionen dieses Stoffes gibt es mehrere, unter anderem von Philip Glass (1988). Claude Debussy, der nur eine einzige Oper ("Pelléas et Mélisande") fertig gestellt hat und als Bindeglied zwischen Romantik und Moderne gilt, beschäftige sich in seinen letzten Lebensjahren mit Poes Novelle, gab die Arbeit aber unvollendet auf. Versuche, aus seinen Fragmenten eine Bühnenfassung zu erstellen, stammen unter anderem von Juan Allende-Blin 1979 für Paris und von Carolyn Abbate 1977 für New Haven. Für die Bregenzer Aufführung hat der englische Musikwissenschaftler und Debussy-Experte Robert Orledge Debussys Fragmente vervollständigt. "Die Verbindung der schaurigen und unheimlichen Fantasien von Poes Erzählung mit Debussys Klangwelt voller Rätselhaftigkeit und Romantik ist eine ideale Kombination", so Festspielintendant David Pountney, der den Debussy-Abend dennoch nur dreimal im neugestalteten Festspielhaus - am 7., 8. und 13 August - angesetzt hat.

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