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Zur Uraufführung der Kirchenoper "Ich, Hiob" beim Carinthischen Sommer.

Gott, was wirfst du mir vor? Sag, was ist es, dass du so grausam bist?" Von Geschwüren zerfressen, auf dem Scherbenhaufen des Lebens sitzend klagt er Gott an. Nicht nur sein gesamtes Hab und Gut hat er verloren, sondern auch alle zehn Kinder. Und dabei leidet der tiefgläubige Hiob ohne Schuld. Denn die grausamen Prüfungen hat Gott nur verhängt, weil Satan mit ihm gewettet hat, dass Hiob nur deshalb fromm sei, weil es ihm gut gehe.

Von dieser ewigen Frage nach dem Sinn des Leidens handelt das biblische Buch Hiob. Eine Frage, die bis heute immer noch virulent ist. Leid, Katastrophen, Krankheit, Tod und andere Hiobsbotschaften besonders an völlig Unschuldigen und Kindern lassen immer wieder fragen: Warum lässt Gott solches Übel zu?

"Jeder trägt Hiob in sich"

Ich, Hiob nennt Thomas Daniel Schlee seine Kirchenoper, die jetzt beim Carinthischen Sommer in der Stiftskirche von Ossiach uraufgeführt wird, weil er die alttestamentarische Figur keinesfalls abstrakt sieht: "Denn jeder von uns trägt einen Hiob in sich und hat schon Leid erfahren." Dabei wollte Schlee bei seinen Festspielen nie als Komponist in Erscheinung treten und ist nur deshalb eingesprungen, weil das ursprüngliche Projekt aus finanziellen Gründen verschoben werden musste. So wird die Uraufführung von Mary of Egypt, eine Legende aus dem Mittelalter, von Sir John Taverner erst 2008 gezeigt werden.

Das Libretto stammt von Christian Martin Fuchs (Schlee: "Meiner Meinung nach einer der besten österreichischen Schriftsteller") und behandelt genau jenen Teil der Geschichte, wo Hiob beharrlich bohrende Fragen nach dem Grund des ihm auferlegten Leidens stellt und Gott anklagt. "Gerade da liegt die Stärke des Hiob, der trotz längerer Antwortverweigerung Gottes nicht demütig wird, sondern konsequent weiterfragt, bis sich Gott in Person eines Engels der Konfrontation stellt", konstatiert der Autor. In seinen Text sind Zitate aus der Bibel und Anregungen aus der Literatur (C.G. Jungs Antworten auf Hiob sowie Reinhold Schneiders Der verhüllte Tag) eingeflossen.

Musikalisch ist die neue Kirchenoper ein einsames Stück: Ohne rauschende Apparatur, klein besetzt, auf acht Instrumente reduziert, wobei dem Hiob das Cello und dem Engel die Violine zugeordnet sind. "Es ist ein von strengen Regeln völlig freies Werk, das sich vor Schönheit nicht fürchtet, wo sie am Platz ist", erzählt der Komponist Schlee der Furche, während er in seiner Partitur blättert: "Für die Titelfigur, die Kurt Azesberger singen wird, ist es eine enorme Herausforderung." Und: "Die einzige Erklärung für die göttliche Zulassung des Leides ist, dass es als Opfer angenommen wird." Als musikalische und sprachliche Schlüsselstelle bezeichnet er deshalb jenen Teil, wo der Engel berührend über den Kreuzestod Christi spricht und auch die Lernfähigkeit Gottes zugibt: "Das Kleine lehrt das Große groß zu sein!" Daran schließt sich eine Sinfonia, die einen neuen Tag anbrechen lässt.

Balkanische Blasmusik

"Ansonsten erlauben wir uns, dieses Jahr auch einmal auf den Putz zu hauen!" Deshalb hat der Intendant des Kärntner Paradefestivals zur Eröffnung mit der "Fanfare Ciocarlia" erstmalig eine Band engagiert, die entfesselnde und "Highspeed"-Blasmusik vom Balkan bringt. Bei seiner diesjährigen Programmatik soll neben der Kirchenoper eine Verfestigung der ehemaligen "Composers in residence" und der Künstler der jüngsten Festspielgeschichte stattfinden: "Wir wollen die aufgemachten Türen geöffnet lassen!" So werden renommierte und junge emporstrebende Künstler u.a. auch Werke (teils Uraufführungen) von Arvo Pärt, Benoit Mernier, Robert Jungwirth und Jean Langlais ("Man feiert seinen 100. Geburtstag. Er war einer meiner Lehrer und hat der Orgelmusik ein völlig neues Klanguniversum gegeben") aufführen.

Die lokale Ausweitung der Festspiele unter Einbeziehung "der herrlichen Bergkirchlein" schreitet ebenfalls voran: Nach Tiffen wird nun auch St. Martin bei Feldkirchen ein neuer Austragungsort.

Thomas Daniel Schlee (Bild), 49, Schüler von Olivier Messiaen, Jean Langlais und Francis Burt. Musikdramaturg am Salzburger Landestheater (1986-89), Künstlerischer Leiter des Brucknerhauses und des Bruckner Festivals Linz (1990-98), Mitarbeit beim Beethovenfest Bonn. Seit 2004 Intendant des Carinthischen Sommers. Als Organist viele Konzerte im In- und Ausland. Zahlreiche Kompositionen, CDs und Auszeichnungen.

Christian Martin Fuchs, 54, Schriftsteller. Dramaturg in Regensburg und Salzburg, seit 2004 freischaffend. Werkauswahl: 66 Sätze über die Liebe (Residenz Verlag 2003), Der Esel Hesekiel (Musik: Schlee) UA beim CS, mittlerweile 30-mal aufgeführt. Libretto u.a. für die Oper Magia von Manfred Trojahn.

Carinthischer Sommer: 13.7.-26.8.

Infos: www.carinthischersommer.at

Tel.: 04243/2510

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