Am 22. Mai nahm Robert Bezák unter den Gläubigen im Hinterteil der Kathedrale von Trnava am Requiem für den verstorbenen Weihbischof Dominik Tóth teil. Seine Gegner -der Erzbischof von Bratislava, Stanislav Zvolensk´y, sowie Vorgänger und Nachfolger als Erzbischof von Trnava, Ján Sokol bzw. Ján Orosch - zelebrierten hingegen am Altar. Bis heute weiß niemand, auch er selber nicht, warum Róbert Bezák vor drei Jahren als Erzbischof von Trnava abgesetzt wurde. Die katholische Kirchenleitung zeigt hier eine totalitäre Fratze - man muss das so benennen.
Da half auch wenig, dass am 10. April Bezák von Papst Franziskus empfangen wurde. Das Gespräch war von Kardinal Miloslav Vlk, dem Alterzbischof von Prag, eingefädelt worden (vgl. FURCHE 18/2015) - vorbei am offenbar an der Kirchenspitze immer noch grassierenden Hofschranzentum. Dieses schlug nun zurück: Die Slowakische Bischofskonferenz veröffentlichte am 18. Mai ein namentlich nicht unterfertigtes Schreiben des vatikanischen Staatssekretariats, in dem bestritten wird, dass es beim Gespräch zwischen Franziskus und Bezák um dessen Rehabilitation ging. Kardinal Vlk widerspricht dieser Erklärung auf seinem Blog heftig: Der Papst habe sich von Bezák vielmehr die ganze Causa schildern lassen. Gegenteilige "Behauptungen" des Staatssekretariats seien umso verwunderlicher, als "niemand aus den erwähnten Institutionen bei der Audienz anwesend war", so Vlk.
Zur Erinnerung: Bezák hatte als Erzbischof eine vatikanische Untersuchung erbeten, um Vorwürfe finanzieller Malversationen unter seinem Vorgänger Ján Sokol, bei denen auch ungeklärte Geldflüsse zur Vatikanbank eine Rolle spielten, zu klären. Die Untersuchung endete aber nicht mit Feststellungen über Sokol, sondern mit der Absetzung Bezáks.
Auch wenn man keineswegs zu Verschwörungstheorien neigt, bleibt der Nachgeschmack von Machenschaften. Und der Ruf nach dem Ausmisten kirchlicher Augiasställe. Man würde gern auch der Versuchung widerstehen, Vergleiche mit unappetitlichen Regimes wie jenem Nordkoreas anzustellen. Aber ein untrügliches Kennzeichen eines totalitären Systems sind die Vorgänge dennoch. Leider.
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