Ein Klick zum Sex-Kick

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Nicht zufällig wird Womanizer Don von seinen Freunden Don Jon genannt: Wie der legendäre Frauenschwarm Don Juan, geht auch der junge Barkeeper nie ohne weibliche Begleitung nach Hause. Dass es auf seiner zehnteiligen "Bunny“-Skala mindestens eine Sieben sein muss, versteht sich angesichts seines Status als Aufreißerkönig von selbst. Doch die heißesten Frauen abzuschleppen und zu verführen, verschafft Don nur einen kurzfristigen Kick - zu wenig für ein befriedigendes Sexleben. Auf seine Kosten kommt er erst dank Pornhub.com. Stundenlang surft der Ladykiller auf der Porno-Plattform, immer auf der Suche nach dem geeigneten Clip, der seine sexuelle Fantasie befriedigt: auswählen, anklicken und los gehts. Keine lästigen Anmachsprüche, anstrengenden Vorspiele und jederzeit verfügbar - Annehmlichkeiten, die sein realer Frauenchecker-Alltag nicht bietet. Trotzdem plagen den smarten Junggesellen Gewissensbisse, schließlich benötigt er täglich seine Portion interaktiven Fast-Food-Sex.

"Es ist nicht so, dass ich nicht aufhören könnte, aber warum sollte ich?“, rechtfertigt sich Don, wenn einer seiner halbherzigen Entwöhnungsversuche wieder einmal gescheitert ist und er sein schlechtes Gewissen bei der Beichte nach der Sonntagsmesse erleichtert. Für die Rettung seiner "unreinen“ Seele sorgen allerdings zwei Frauen, die auf sehr unterschiedliche Weise seinen Sex-Mikrokosmos auf den Kopf stellen und Don eine neue Sicht auf das Leben eröffnen.

"Ich bin mein ganzes Leben lang Schauspieler und konnte aus erster Reihe beobachten, dass Menschen im Kino und im Fernsehen nur selten als komplexe Wesen, sondern meist als Objekte dargestellt werden“, erläutert Joseph Gordon-Levitt seine Motivation, erstmals auch als Drehbuchautor und Regisseur in Erscheinung zu treten.

Schauspieler und Regisseur

Bisher hat der Shooting-Star sein Können nur als Schauspieler unter Beweis gestellt ("The Dark Knight Rises“), in "Don Jon“ überzeugt der 32-Jährige als Protagonist und Mastermind eines Filmprojekts, das gelungen mit Komödien- und Tragödien-Elementen spielt. Mit schwarzem Humor erzählt er die Geschichte eines Gel gelackten Herzensbrechers, der auf den ersten Blick alles andere als sympathisch ist und seine Komplexe mit Machogehabe kaschiert. Im Gegensatz zu vielen Tragikomödien, in denen die Charaktere letztlich an ihren Unzulänglichkeiten zerbrechen, eröffnet Gordon-Levitt seinem Leinwand-Helden einen Ausweg aus der Porno-Falle. Verantwortlich dafür sind zwei Hollywood-Diven, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Charakterdarstellerin Julianne Moore und "Sexiest Woman Alive“ Scarlett Johansson. Letztere bringt als White-Trash-Queen Dons Hormonspiegel von der ersten Sekunde an in Wallung. Doch die glatte Zehn auf der "Bunny“-Skala erteilt dem Bodybuilder eine Lektion und dreht den Jäger-Opfer-Spieß um. In der virtuellen Porno-Welt hat Don das Sagen, in der analogen Amour fou mit Barbara ist er das Lustobjekt, das nach ihrer Pfeife zu tanzen hat. Ganz anders seine Affäre mit Esther: Die reife Witwe passt optisch überhaupt nicht in Dons Beuteschema, erteilt aber dem Jung-Casanova mit ihrer Lebenserfahrung eine nachhaltige Lektion.

Dass Gordon-Levitt seine Reifeprüfung als Filmemacher mit Bravour besteht, ist vor allem der unverkrampften Auseinandersetzung mit einem brisanten Thema geschuldet. Mit Witz und Esprit legt er in "Don Jon“ die Mechanismen einer Porno-Industrie offen, die Sexualität als emotionale Einbahnstraße verkauft.

Don Jon

USA 2013. Regie: Joseph Gordon-Levitt. Mit Joseph Gordon-Levitt, Scarlett Johansson, Julianne Moore. Lunafilm. 90 Min.

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