Ein Kloster als Verbindung

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Das Zisterzienserkloster Vyssí Brod, das frühere Hohenfurth, ist seit seiner Gründung 1259 ein Knotenpunkt der österreichisch-südböhmischen Beziehungen.

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Das Zisterzienserkloster Vyssí Brod, das frühere Hohenfurth, ist seit seiner Gründung 1259 ein Knotenpunkt der österreichisch-südböhmischen Beziehungen.

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Zweimal in seiner Geschichte ist das Zisterzienserkloster Vyssí Brod, das frühere Hohenfurth, im heute tschechischen Südböhmen, aufgehoben worden: 1941 von den Nationalsozialisten und 1950 von den Kommunisten. Kurz nach der Wende, im Jahr 1990, zog dort wieder klösterliches Leben ein. Sieben Zisterzienser leben in der Abtei nahe der österreichischen Grenze, halten ihre Gebetszeiten ein, wahren aber sonst Distanz zur Öffentlichkeit.

Was sicher nicht immer so einfach ist. So war Vyssí Brod einer der vier Standorte der oberösterreichisch-südböhmischen Landesausstellung "Alte Spuren - neue Wege" 2013, gemeinsam mit Freistadt und Bad Leonfelden im Mühlviertel sowie Krumau (Cesky Krumlov) in Südböhmen. Insgesamt 285.000 Besucher wurden damals zwischen April und November an den vier Orten gezählt.

Führungen wurden durch die reiche Bibliothek und den Kreuzgang geschleust, als wäre das immer schon so gewesen. So war es aber nicht: Jahrzehntelang lag die Klosteranlage am Ufer der hier noch jungen Moldau im Dornröschenschlaf. Dabei hat Vyssí Brod den umfangreichsten Besitz an Schätzen aller Zisterzienserklöster in Tschechien.

Kulturschätze werden zugänglich

Das 1259 gegründete Hohenfurth liegt, wie die meisten Zisterzienserklöster, unten im Tal, etwas abseits des Städtchens gleichen Namens. Es ist die erste Gemeinde auf tschechischer Seite, fährt man vom Mühlviertel aus über Bad Leonfelden nach Südböhmen.

Prunkvollstes Stück in Hohenfurth ist das aus dem 13. Jahrhundert stammende Zawischkreuz, das voll von Gold und Edelsteinen funkelt und im Rahmen der Landesausstellung hinter dickem Glas nur für ein paar Augenblicke kleinen Gruppen gezeigt wurde.

Der Wiederaufbau von Stift Hohenfurth war schwierig gewesen. In den Verwaltungsräumen des Klosters waren jahrzehntelang die tschechoslowakischen Grenztruppen stationiert gewesen. Die ganze Anlage war zur Ruine verfallen, erzählt der Kulturbeauftragte für Südböhmen, Jirí Franc. Er hatte schon als 14-Jähriger mit Genehmigung der Behörden in Budweis die wenigen Fremden durch seinen Heimatort geführt.

Heute ist er glücklich mit seiner wissenschaftlichen Aufgabe: "Es ist sehr spannend, weil man da vieles gestalten kann. Und es ergeben sich viele Fragen, wie ich was machen werde, wie die Zisterzienser ihre Kontemplation leben, auf der anderen Seite wie sie sich der Öffentlichkeit auch öffnen", sagt er. "Und es war sehr schön gerade im Zuge der Landesausstellung zu beobachten, dass die Zisterzienser sagen: Wir haben diese Kulturschätze zurückbekommen, aber wir möchten sie zugänglich machen und zeigen." Die Mönche würden es als Bestandteil ihrer Aufgabe ansehen, diese Tradition, das alte Kulturerbe, wieder auszustellen.

Als das Kloster 1941 zum ersten Mal aufgehoben wurde, schafften die Nationalsozialisten die Schätze in die Salzstollen von Altaussee im Salzkammergut. Nach dem Krieg hoben die Kommunisten das Kloster neuerlich auf. Die verbliebene Kunst wurde nach Prag verschleppt, die Mönche flüchteten in das österreichische Zisterzienserkloster Rein bei Graz, das ab da bis zur Wende den Zusatz Hohenfurth führte. Die Tschechoslowakei war jenes Land im Ostblock, das am rigorosesten gegen die Religion vorging: In der DDR wurde die Kirche unterdrückt, in der CSSR wurde sie verfolgt.

Nach der Wende lebte noch ein einziger Mönch des alten tschechischen Klosters, weshalb die junge Republik die Kontinuität anerkannte, es neu besiedeln ließ und in den 90er Jahren die Kunstschätze zurückgab. Staatspräsident Václav Havel selbst übergab den Mönchen das wertvolle Zawischkreuz. Zur selben Zeit brachte auch Österreich die im Krieg geraubten Kunstgegenstände zurück.

Legenden um die Rosenberger

Das im 13. Jahrhundert von den im Böhmerwald herrschenden Rosenbergern gestiftete Kloster war einst sehr wohlhabend, verfügte über 5500 Hektar Land und hatte ein eigenes Kraftwerk und eine Bahnlinie finanziert. Im 19. Jahrhundert wurde es aus Eigenmitteln im Jugendstil umgebaut. Die Ordensbibliothek mit 70.000 Schriftwerken ist die drittgrößte Klosterbibliothek in der Tschechischen Republik.

Bevor der letzte Rosenberger starb, hatte er verfügt, dass 400 Jahre die Gruft nicht geöffnet werden dürfe. Deshalb rankten sich alsbald Legenden darum: Angeblich säßen die Rosenberger dort auf goldenen Stühlen um einen goldenen Tisch. Kürzlich waren die 400 Jahre abgelaufen, und mittels Minikamera sah man in die Gruft: alles in Ordnung. Lediglich auf dem Zinnsarg des letzten Rosenbergers lag ein Ring - offenbar der seiner Gattin, der aus ihrem zerfallenen Holzsarg gerollt war.

Für Jirí Franc geht es aber weniger um die Vergangenheit als um die Perspektive für die gesamte Grenzregion Böhmerwald: "Alle hoffen, dass das Kloster auch neue Arbeitsplätze schafft für die Region und dass es in diesem Sinn wieder zu einem wichtigen, nicht nur geistigen und kulturellen, sondern auch wirtschaftlichen Zentrum wird."

Frühere Einheit

Um den Besuchern der Landesausstellung 2013 das Kloster im Glanz von einst präsentieren zu können, hatte die EU für die Renovierung eine halbe Million Euro zur Verfügung gestellt - zu wenig für die große Anlage. Andere Förderer beteiligten sich, etwa der Verein zur Förderung des Stiftes Hohenfurth, dem Privatleute, Banken und Unternehmen angehören. Sie haben zumeist nach der Wende Niederlassungen in Tschechien gegründet und sind an der Region interessiert. Denn, wie der Kulturbeauftragte Franc sagt: "Hohenfurth/Vyssí Brod war immer ein Knotenpunkt der österreichischsüdböhmischen Beziehungen, seit der Gründung eigentlich. Und ich würde sagen, so ist es auch heute."

Die einstige Zusammengehörigkeit lässt sich an den Kunstschätzen ablesen: eine Holzplastik etwa, die den Einfluss des Meisters des Kefermarkter Altars in Oberösterreich erkennen lässt; das Bildnis der Madonna von Hohenfurth, das später hundertfach anderen Darstellungen auch in Österreich als Vorbild diente. Letztlich ist Hohenfurth eine Gründung des Zisterzienserstifts Wilhering in Österreich. So weisen Landschaft und Kultur auf die frühere Einheit des Böhmerwalds hin, die im letzten Vierteljahrhundert erst wieder mühsam zwischen Tschechien und Österreich gesucht wird. Das neue alte Kloster an der ehemaligen Grenze in Vyssí Brod/Hohenfurth könnte diese Verbindungsrolle wiederaufnehmen.

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