Ein knappes Jahrtausend Zeugenschaft

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Das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg nördlich von St. Pölten begeht sein 900-Jahr-Jubiläum mit der Ausstellung "Zeitzeuge der Ewigkeit“.

Die Zeit, die bleibt: Dieser Satz prangt in einem der Ausstellungsräume, die das niederösterreichische Augustiner-Chorherren-Stift Herzogenburg ab kommendem Sonntag, 22. April, der Allgemeinheit zugänglich macht. Seit 900 Jahren sind die Chorherren im Stift, und das Motto "Die Zeit, die bleibt“ passt zu dieser enormen Zeitspanne. "Zeitzeuge der Ewigkeit“ heißt die Ausstellung, mit denen sich das Barockjuwel im Traisental nördlich von St. Pölten präsentiert.

Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen am Samstag, 21. April, mit einem von Nuntius Peter Zurbriggen geleitetem Gottesdienst. Das Datum markiert aber nicht nur den Beginn des Jubiläums, sondern auch das Ende von einem Dutzend Renovierungsjahren: Seit 2000 wird das weitläufige Stiftsgebäude außen und innen restauriert, nun ist es fertig, freut sich Propst Maximilian Fürnsinn, welcher seit 1979 der Gemeinschaft der zurzeit 15 "Herren“ (so die korrekte Bezeichnung) vorsteht.

Barockjuwel im Traisental

Jakob Prandtauer, Johann Bernhard Fischer von Erlach sowie Joseph und Franz Mungenast haben den alten Mauern ihren architektonischen Stempel aufgedrückt. In den letzten zwölf Jahren wurde versucht, die barocke Bausubstanz in all ihrer Kunstfertigkeit wieder zur Geltung zu bringen - Stuck wurde sichtbar gemacht, die Farbenpracht strahlt neu.

Die Ausstellung greift ein zentrales Motiv des Denkens des Ordensvaters Augustinus auf: Dessen Philosophie der Zeit prägte nicht nur die christliche Auseinandersetzung durch Jahrhunderte. So ist es verständlich, dass sich das runderneuerte Stift in der scheinbaren Paradoxie eines "Zeitzeugen der Ewigkeit“ präsentiert.

Und die Ausstellung stellt gleichzeitig den - spannenden - Versuch dar, die Schätze aus knapp einem Jahrtausend "modern“ zu präsentieren und dafür eine Form zu finden, die für die nächsten Jahrzehnte gültig bleibt. Dazu wird die permanente Schausammlung, angefangen von den mittelalterlichen Aggsbacher Altären in sichtbare "Kunstdepots“ eingeordnet.

Das Wiener Architektenduo Tole- do i Dertschei hat eine einfache wie eindrucksvolle Grundkonstruktion entwickelt, die in den einzelnen Schauräumen variiert wird. Die Sammlung wird in kleine "Ziborien“ gestellt. Diese an klassische Altaraufbauten angelehnte Form besteht aus vier rohen Metallpfeilern mit Decke, in die Schiebeelemente mit Gemälden eingehängt werden. Jeweils ein solches Ziborium ist somit eine Art Depot, aus dem nach Bedarf einzelne Bilder mittels der Schiebeelemente herausgezogen werden können.

Moderne Ziborien

So fällt jeder Rundgang - je nachdem welche Bilder da zum Vorschein gebracht werden - ein wenig anders aus. Das gibt den Exponaten eigenen Reiz. Nur die Aggsbacher Altäre sind ohne Herausziehen sichtbar; hier versuchen die Architekten, mit Stahlelementen der Anmutung der ursprünglichen Flügelaltäre nachzuspüren.

Beschreiben lässt sich dieses Konzept nur unvollkommen - man muss schon kommen und sehen - und die Jahrhunderte, die sich in den Räumen widerspiegeln, neu entdecken.

Doch auch das renovierte Stift versteht sich, so Propst Maximilian, als geistlicher Ort, als Stätte des Gebets. Genau das wollen die Herren ihren Besuchern mitgeben. Zu Mittag findet täglich das Chorgebet in der Stiftskirche statt. Gerade im Jubeljahr hoffen die Chorherren, dass viele Besucher daran teilnehmen und innehalten im Trubel der Tage. Auch das ist ja eine wichtige Zeitzeugenschaft für die Ewigkeit.

www.stift-herzogenburg.at

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