Ein Leben geprägt von Hiroshima 1945 bis 9/11

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"Mirikitanis Katzen" - ein persönlicher Dokumentarfilm über eine seltsame Freundschaft, ein Leben zwischen den Kulturen, einen eigensinnigen Alten.

Während die Türme des World Trade Centers einstürzen, steht er in einem Park in der Nähe vor einem großen Blatt Papier und zeichnet scheinbar ungerührt weiter: Jimmy Mirikitani ist ein außergewöhnlicher Künstler mit einem bewegten Leben. In Kalifornien als Kind japanischer Eltern geboren, wuchs er in Hiroshima auf und kehrte mit 18 in die USA zurück, wo er in einem Lager interniert wurde, während seine Familie beim Atombombenabwurf ausgelöscht wurde. Jahrzehnte später landete er schließlich in New York. Im Sommer 2001 lebt er hier auf der Straße, als ihn die Filmemacherin Linda Hattendorf kennenlernt und filmt.

Nach den Anschlägen von 9/11 nimmt sie ihn bei sich auf und hilft dem alten Mann, sein Leben zu ordnen und ein soziales Netzwerk aufzubauen: Verschollene Verwandte finden, die Vergangenheit im Lager aufarbeiten, Zeichenmaterial auftreiben, eine Wohnung suchen, den Papierkram für die Sozialversicherung erledigen. Beim Kennenlernen ist für Hattendorf noch nicht zu erahnen, wie sehr sich in Mirikitanis Leben die Zeitgeschichte Amerikas widerspiegelt. Wo eine Radikalisierung der Politik nach den Anschlägen 2001 stattfindet, erinnert sich Mirikitani an denselben Mechanismus, den er in den USA nach den japanischen Angriffen auf Pearl Harbor erlebte.

Kreativität und Starrsinn

In seinen Bildern kommen die geliebten Katzen und die eigenen Erinnerungen ebenso vor wie die Weltpolitik. Hattendorf scheitert immer wieder an seinem Starrsinn: Warum denn eine eigene Wohnung suchen, wenn es doch so nett ist bei Linda? Warum Sozialhilfe beantragen, wenn doch Linda einkauft?

"Mirikitanis Katzen" ist ein Porträt, das mit viel persönlichem Einsatz und Humor entstanden ist und, obwohl es eine wahre Geschichte ist, sogar gut ausgeht. Die bedeutungsschwangere Filmmusik wäre da gar nicht nötig gewesen.

Mirikitanis Katzen (The Cats of Mirikitani)

USA 2006. Regie: Linda Hattendorf. Mit Jimmy Mirikitani, Linda Hattendorf. Verleih: Polyfilm. 74 Min.

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