Ein Leben im Dienste der Politik

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Das Leben und die Erfolge des Ausnahme-Politikers Alois Mock werden mit einem neuen Buch gewürdigt. Damit liegt - endlich - ein hervorragend dokumentiertes, zeitgeschichtliches Werk über Mock vor.

"Das ist ein ausgezeichnetes Buch", sagte der ehemalige Bundeskanzler und ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel, dem auch er einiges Neues entnommen habe. Etwa den Umstand, dass es von den Sitzungen des Parteivorstandes der ÖVP tatsächlich Protokolle gegeben habe. Derart launig, und dann noch deutlicher, sprach Schüssel anlässlich der Präsentation des Bandes "Alois Mock - Ein Politiker schreibt Geschichte". Es war ein festliches, teils geradezu familiäres, jedenfalls etwas wehmütiges Treffen am Vorabend des letzten Arbeitstages der scheidenden Außenministerin Ursula Plassnik, die am Montag der abgelaufenen Woche in den Marmorsaal des Außenministeriums geladen hatte.

Der Band, eine 260 Seiten umfassende, exzellent verfasste Darstellung des Lebensweges und des Lebenswerkes des inzwischen 74 Jahre alten und von schwerer Erkrankung gezeichneten Alois Mock, schließt - das ist keine öde Redewendung - tatsächlich eine Lücke.

Bilanz eines politischen Lebens

Ausgerechnet über Mock gab es bisher keine "Bilanz des politischen Lebens", sagte Styria-Geschäftsführerin Gerda Schaffelhofer bei der Präsentation. Verfügbar waren lediglich die Bände "Der logische Nachfolger" von Herbert Vytiska (1983) und "Alois Mock. Ein Leben für Österreich" von Hubert Wachter (1994). Doch nun haben der Diplomat Martin Eichtinger und der Zeithistoriker Helmut Wohnout mit "Alois Mock" ein hervorragend dokumentiertes Werk über die Ära des Staatsmannes Mock und über die politisch äußerst bewegten letzten beiden Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts vorgelegt.

Sie recherchierten und sie schrieben, das wird offengelegt, als ehemalige Mitarbeiter von Mock, in persönlicher Loyalität, aber in kritischer Distanz und auf wissenschaftlicher Basis. Ihnen standen 21 Zeitzeugen für ausführliche Gespräche zur Verfügung. Sie hatten Zugang zu privaten Archiven und Fotosammlungen, erhielten national und international Unterstützung für ihre Recherchen. Allein die Quellenverweise füllen nahezu vierzig Seiten, acht Seiten Namensregister und sechs Seiten Literaturverzeichnis belegen, wie fundiert das Werk angelegt ist. Und es zeigt eines: Kaum ein Politiker hatte so deutliche Stärken und Schwächen wie Alois Mock, kaum einer hatte wie er in diesem Ausmaß die Höhen und die Tiefen eines Politikerlebens durchgemacht, ja, durchlitten.

Alois Mock bleibt eine Ausnahme-Persönlichkeit.

Als Außenpolitiker zeigte Mock eine unübertreffliche, unter allen österreichischen Politikern seiner Zeit herausragende Eigenschaft: Er war in Angelegenheiten der Außenpolitik der am meisten instinktsichere Politiker. Er war stets informiert. Er kannte die Länder, die Personen, die Vorgänge. Insbesondere in Europa, ganz besonders am Balkan. Er wusste stets, was zu tun, was zu entscheiden, was zu sagen war. In einer bis dahin unbekannten Präsenz, Dichte, Kundigkeit. Und Mock stellte alles, tatsächlich alles an seinen politischen Aktivitäten nur in einen Dienst: jenen des Friedens und des Wohlergehens für den Menschen.

Die Saat geht auf

Er war für das europäische Einigungswerk und Österreichs Beitritt zur heutigen Europäischen Union, als die Sozialisten noch bockten und die Sowjets noch alles blockierten. Er war für eine soziale Marktwirtschaft, als die Linke noch der Verstaatlichten huldigte und Milliarden an Schilling aus Steuergeldern versenkte. Der Fall des Eisernen Vorhangs, den er beschleunigt hatte, und der EU-Beitritt Österreichs, den er entscheidend betrieben hatte, sind die, über immense Berge an kleiner täglicher politischer Arbeit erzielten Erfolge, wie sie bisher noch kein Werk über ein Politikerleben gezeigt und dokumentiert hat.

Der große Titel, unter dem Ursula Plassnik als eine vorletzte Amtshandlung ein bisschen über das Buch, aber vor allem über Alois Mock sprach, lautete: "Die Saat geht auf." Wer einen klaren Blick auf Europa wirft, erkennt: Plassnik hat Recht, und es ist zu einem guten Teil das Verdienst von Alois Mock.

Alois Mock Ein Politiker schreibt Geschichte

Von Martin Eichtinger und Helmut Wohnout Styria Verlag 2008

€ 24,95

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