Ein markanter Vierkanter im Grünkeil

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Der "Uni-Park Nonntal“, ein städtebaulich wie architektonisch bemerkenswerter Universitätsneubau im Süden der Stadt Salzburg, wurde kürzlich der Öffentlichkeit präsentiert. Damit haben Universität Salzburg und Bundesimmobiliengesellschaft auch gewissermaßen den Schlussstein in einer über vier Jahrzehnte währenden Standortdebatte gesetzt.

Der Blick von der Festung Hohensalzburg Richtung Süden wird seit Kurzem von einem 87 x 87 Meter großen, prägnanten Vierkanter direkt am Rande der Altstadt dominiert. Mit der Eröffnung der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät haben die rund 40 Jahre alten Universitäts-Provisorien an der Akademiestraße ausgedient. Mit ihrem Abbruch kann der Jahrhunderte alte Grünzug, der über die Hellbrunner Allee hinein in die Stadt geführt hat, wieder geöffnet werden.

Bereits das Großprojekt einer Gesamtuniversität in den 1970er Jahren hatte diese Grünverbindung massiv gefährdet. Das damals beim Wettbewerb 1973 zweitplatzierte Projekt von Architekt Wilhelm Holzbauer hätte die gesamte Wiese nördlich des Schlosses Freisaal mit einem weitläufigen, vom Seniorenheim bis zum ORF über 400 Meter breiten Komplex beansprucht. Gebaut hat der ehemalige Holzmeister-Schüler - gemeinsam mit den Architekten des Siegerprojekts Heinz Ekhart, Stefan Hübner, Georg Ladstätter und Heinz Marschalek - 1982/1986 nur die Naturwissenschaftliche Fakultät direkt in der heutigen Form entlang der Hellbrunner Straße.

Gesellschaftlicher Paradigmenwechsel

Dazwischen lag ein radikaler gesellschaftlicher Paradigmenwechsel. Er hatte seinen Ausgang im Protest von Bürgerinitiativen gegen die Verbauung der Wiesen an der Hellbrunner-Allee genommen und führte 1977 zur Gründung der Grünpartei Bürgerliste Salzburg. Anstelle einer Gesamtuniversität wurde nun die Altstadtuniversität in revitalisierter, historischer Bausubstanz mit zeitgemäßen Neubauten sinnvoll kombiniert. Den Schlussstein in einer über 40 Jahre währenden Standortdebatte setzen die Universität Salzburg und die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) nun mit dem gleichermaßen kompakten wie durchlässigen Neubau im "Uni-Park Nonntal“. Mit dieser Konzeption konnten sich im Architektenwettbewerb 2005 die Architekten Storch Ehlers Partner gegen 65 Konkurrenten durchsetzen.

Die Hälfte des zweigeschoßigen Erdgeschoßes ist mit einem locker gesetzten "Wald“ aus Rundpfeilern durchwegt. Sein sandfarbener Bodenbelag entwickelt sich zur Altstadt hin in einen städtisch befestigten, großzügigen Vorplatz. Diesen nun attraktiven öffentlichen Raum stört eine auch farblich abgesetzte Fahrbahn im Nordosten. Stadt- und Verkehrsplanung ist hier keine adäquate Lösung gelungen. Im Süden geht die großzügige Wegverbindung durch den aufgeständerten Vierkanter nach einer Relaxzone aus grün eingefärbten Betonstufen in den Grünzug über.

Kurze Wege für Lehrende & Studierende

Neben der städtebaulichen Qualität als "gebaute Topografie“ zeichnet den prägnanten Solitär seine Kompaktheit, die den 5500 Studierenden und 350 Lehrenden kurze Wege ermöglicht, besonders aus. Vertikale Elemente wie das zentrale, allseitig gläserne Hauptstiegenhaus oder der bis zur Bibliothek im Sockelgeschoß hinunter reichende Lichthof verschränken die Geschoße, den Erdgeschoßbereich mit Vorlesungssälen, Verwaltung, Restaurant u. ä. m., die beiden "schwebenden“ Obergeschoße und schließlich die großzügige Dachlandschaft als attraktive fünfte Fassade.

Der Gebäudesockel unter der künstlichen Topografie nimmt die aus acht Teilbibliotheken fusionierte Fachbibliothek UNIPARK auf. Sie bietet u. a. eine gemütliche, durch Oberlicht erhellte Leselounge und eine reizvolle Lesetreppe.

In den Fachbereichen der Obergeschoße liegen höher frequentierte Zonen wie Seminarräume an den eingeschnittenen Atrien, individuelle Arbeitsräume sind nach außen orientiert. Ausblickmöglichkeiten und gläserne Zwischenwände erleichtern die Orientierung. "Im Sinne geistiger Offenheit“ wurden - so die Architekten aus Hannover - die Fachbereiche "weitgehend transparent“ gehalten. Kaum ein Universitätsmitarbeiter will diese verordnete Durchsicht(igkeit); alle nehmen solcherart jedenfalls allfällige Fluchtbewegungen am Gang wahr. Daher konnten die Architekten die Fachbereichsgeschoße brandschutztechnisch als Großraum konzipieren. Die Planer wollten mit der Transparenz "interdisziplinäre, die eigene Arbeit bereichernde Kontakte“ herausfordern. Für den ungezwungenen Gedankenaustausch hilfreicher sind sicherlich die hellen Aufenthalts- und Sitzbereiche sowie Coffee Points.

Das Äußere des aufgeständerten, allseitig verglasten Quaders prägen die kupferfarbig eloxierten, fein gelochten Aluminium-Lamellen. Zimmerweise bedienbar changiert das Stakkato dieser Lamellenschicht.

Die attraktive und weitläufige Dachlandschaft lädt mit konsumfreien Zonen wie einem Holzpodest zum Verweilen ein. Der besondere Ausblick auf Festung, Stadt- und Bergpanorama wird sicher nicht nur Studenten anziehen. Das Café UNIKUM wird nicht mehr lange ein Geheimtipp sein.

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