Ein Meister der Vielseitigkeit

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Das MAK, das heuer sein 150-jähriges Bestehen begeht, widmet dem österreichischen Maler und Grafiker Franz von Zülow zum 130. Geburtstag und 50. Todestag eine Personale.

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Das MAK, das heuer sein 150-jähriges Bestehen begeht, widmet dem österreichischen Maler und Grafiker Franz von Zülow zum 130. Geburtstag und 50. Todestag eine Personale.

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Immer wieder gibt die MAK-Bibliothek durch kleine, feine Ausstellungen im Kunstblättersaal Einblicke in ihre umfangreiche Sammlung, bestehend aus Kunstblättern (Ornamentstiche, Vorlageblätter, Handzeichnungen), Künstlerplakaten, Gebrauchsgrafik, Fotosammlung sowie Firmen-und Künstlernachlässe.

Anlässlich des 130. Geburtstags und des 50. Todestags des österreichischen Malers und Grafikers Franz von Zülow (1883-1963) widmet das MAK nun diesem vielseitigen Künstler eine Personale mit Konzentration auf seine Papierarbeiten. Zu sehen sind Werke aus den eigenen Beständen und dem Nachlass des Künstlers, unter dem schlichten Titel "Franz von Zülow. Papier".

Der Titel "Papier" ist wie eine Anspielung auf die ursprüngliche Einteilung des Museums für angewandte Kunst nach materialspezifischen Bereichen (Metall, Keramik, Glas,Textil, Holz) und gibt zugleich Raum für die unterschiedlichen Techniken sowie zwei-und dreidimensionale Papierarbeiten dieses experimentierfreudigen Künstlers.

Kunst für alle

Franz von Zülow war Schüler der Wiener Kunstgewerbeschule, arbeitete im Umfeld der Wiener Werkstätte und war seit 1908 Mitglied der Wiener Secession, deren Hauptanliegen die Erneuerung der Kunst war, eine Gleichstellung der lebensnahen angewandten Kunst mit der sogenannten "freien" Kunst, die Durchdringung des Alltags der Menschen mit Kunst und die Erneuerung der Formensprache gegenüber dem historisierenden, rückwärtsgewandten Gründerzeitstil. Manche dieser Ideen scheiterten an den hohen Herstellungskosten, und damit an der Beschränkung auf eine elitäre, finanzstarke Zielgruppe. Zülow arbeitete mit einfachen Materialien und bewahrte sich eine gewisse "Bodenhaftung" sowie Naturnähe. Er lebte abwechselnd in Wien und auf dem Land, viele seiner Arbeiten, wie etwa die "Monatshefte", zeigen Szenen aus der bäuerlichen Kultur, die stark von den Jahreszeiten geprägt ist.

Ein großer Teil seiner Arbeiten ist Kunst für Kinder, wie sich auch die Wiener Werkstätte schon früh für die "Welt des Kindes" interessierte, ganz im Sinne der Reformbewegung im Bereich der Kunsterziehung.

"Modern" war das neue Schlagwort. Franz von Zülow beteiligte sich 1904 an der Ausstellung "Modernes künstlerisches Spielzeug" und 1908 an der Ausstellung "Kind und Kunst". In der Ausstellung bezaubern seine plastischen Arbeiten aus Papier: "Urwaldtiere", das Papiertheater "Jerusalem", Figuren aus Papier. Fantasievoller Umgang mit dem Material, vielfältige Techniken, die Farbigkeit und eine gewisse Leichtigkeit machen diese Arbeiten so unverwechselbar.

Zwischen seinen Arbeiten für Kinder und anderen Werken zu unterscheiden, ist nicht ganz einfach, die Grenzen sind fließend und letztendlich geht es um eine Kunst für alle.

Naive Kunst, Volkskunst sowie kindliche Sichtweisen, oder das, was die Erwachsenen dafür hielten, sind um 1900 Ausdruck einer neuen Formensprache.

Dazu gehören auch die Wandbilder für Kinderzimmer, die er im Auftrag der Wiener Werkstätte schuf, die in der seriellen Anordnung, den flächigen, formal reduzierten Figuren seinen ganz eigenen Stil zeigen.

Papierschnittdruck als eigenes Patent

Wie viele Künstler um die Jahrhundertwende war Franz von Zülow fasziniert von der Kunst Japans und den Katagamis (Textilfärbeschablonen aus imprägniertem Papier). 1903 adaptierte er diese Technik zu einem eigenen Druckverfahren, das er 1907 als Papierschnittdruck patentieren ließ.

Eine Vitrine der Ausstellung zeigt die vielfältigen Techniken rund um das Material Papier, die dann auch Thema seiner "Malfibel - verschiedene Techniken für angewandte Malerei" von 1947 wurden. In der Fülle der ausgestellten Objekte, von den Papiertechniken über die Gebrauchsgrafik bis hin zu den Wandgestaltungen und Stoffentwürfen, gibt es viele interessante und vergnügliche Details zu entdecken, wie etwa einen kleinen, beinahe abstrakten Papierschablonendruck von 1930 mit dem Titel "Gans Spiegelei Gebackene Hühner".

Franz von Zülow. Papier

MAK - Museum für angewandte Kunst

bis 11. Mai 2014, Mi-So 10-18 Uhr, Di 10-22 Uhr www.mak.at

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