Ein menschlicher Weg zu Gottes Liebe

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Thema: Gott lieben

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Die traditionelle islamische Theologie versteht unter "Gott lieben", ihm zu gehorchen, indem seine Gesetze eingehalten werden. Die Beziehung des Menschen zu Gott ist die Beziehung eines Knechts zu seinem Herrn, sie beruht auf Gehorsamkeit. Als Belohnung für die Gehorsamen verspricht Gott Belohnung und Bestrafung für die Ungehorsamen. Die Offenbarung ist nach diesem Verständnis lediglich eine Offenbarung von Instruktionen.

Problematisch dabei ist, dass hier das Bild von einem Gott entsteht, der das Anbeten seiner Schöpfung benötigt, um verherrlicht zu werden. Dieser Gott ist keineswegs vollkommen. Im Koran hingegen ist Gott ein Gott der Barmherzigkeit. Er hat sich in seiner Barmherzigkeit offenbart. Die Offenbarung der Barmherzigkeit macht diese für den Menschen zugänglich, erlebbar und erfahrbar.

Jeder Akt der Barmherzigkeit in dieser Welt ist eine Manifestation der Offenbarung der Barmherzigkeit Gottes. Darüber hinaus hat Gott uns die Möglichkeit geschenkt, seine Barmherzigkeit zu veranlassen, indem wir selbst barmherzig und gütig handeln. Somit erhält die Offenbarung auch einen dialogischen Charakter. Wenn die Mutter ihr Kind umarmt, wenn wir einen Menschen auf der Straße freundlich anlächeln, wenn wir gütig zu uns selbst sind usw.: All diese Akte sind Manifestationen der Barmherzigkeit Gottes.

Als der Prophet Mohammed gefragt wurde, wo Gott sei, zeigte er auf einen Armen: "Geh zu dem armen Menschen, dort findest du Gott." Wo man eine Hand der Barmherzigkeit ausstrecken kann, dort ist Barmherzigkeit, dort ist Gott. Dort ist die Antwort auf Gottes Liebe. Dieser Weg steht jedem, auch dem, der nicht an Gott glaubt, offen, denn den Weg der Liebe und Güte hat Gott allen offen gelassen. Nur müssen wir selbst entscheiden, ob wir ihn gehen wollen.

* Der Autor ist Prof. f. Islam. Religionspädagogik an der Uni Münster

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