Ein Meter sechsunddreißig

Werbung
Werbung
Werbung

Es gibt wichtigere Dinge im Leben als die Körpergröße. Eine Ansicht, die wohl jeder zunächst einmal unterschreiben würde, wie sowieso alles, was in einer hoch entwickelten Gesellschaft aus der Reihe tanzt, stets toleriert, ja sogar begrüßt wird.

Ganz anders sieht die Sache aus, wenn man selbst betroffen ist. Sozusagen direkt konfrontiert mit den Dingen, die aus der Reihe tanzen. Dann geht das mit dem "nur nicht auffallen" plötzlich nicht mehr, dann ist wirkliche Courage gefordert. So wie bei Anwältin Diane (Virginie Efira), der Heldin aus "Mein ziemlich kleiner Freund". Sie erhält zuhause einen Anruf von ihrem Handy, ein sympathisch klingender Mann ist dran und sagt, er habe ihr Handy gefunden und würde es ihr gerne zurück geben. Charmant versucht er, sie zu einem Date zu überreden, und Diane lässt sich darauf ein, zumal sie ohnehin gerade Krach mit ihrem Ex hat, der nach wie vor ihr Geschäftspartner ist.

Die "große" Überraschung bei dem Treffen ist, dass Alexandre, gespielt von Oscar-Preisträger Jean Dujardin, nur 1,36 Meter klein ist. Der Funke springt trotzdem über, und aus Diane und Alexandre wird ein Paar, auch wenn Diane ihm in der Kinderboutique die Pullover kaufen muss und nicht in der Herrenabteilung. Hier beginnt das Problem mit der Courage: Den Eltern den neuen Mann in ihrem Leben vorzustellen, das bringt Diane nur unter Qualen fertig. Und auch der Ex macht sich lustig über "den Zwerg". Diane muss erst lernen, zu sich und ihrer Liebe zu stehen.

Tricktechnisch geschrumpft

"Mein ziemlich kleiner Freund" verwendet das Rezept, das jede romantische Komödie anwendet: Eine Liebe wird durch Hindernisse verunmöglicht, aber die Liebenden bemühen sich nach Kräften, diesen Umstand zu ändern. Mal gelingt das besser, mal schlechter. Im vorliegenden Fall funktioniert die Variation des Genres deshalb, weil Dujardin, tricktechnisch geschrumpft, ein derart extrovertiertes Spiel betreibt, das zunächst gar nicht merken lässt, wie wenig Substanz diese Figur eigentlich hat. Die Slapstick-Einlagen mit einem Hund, der Alexandre jedes Mal beim Nachhausekommen umrennt, sind eher peinlich und zu verspielt im Vergleich zum durchaus ernst gemeinten dramaturgischen Aufbau des restlichen Films.

Dujardin ist da aber kein Vorwurf zu machen: Die Geschichte gönnt ihm bis auf ein paar Stirnrunzler keine allzu tiefgehende Reflexion. Die Botschaft mit dem Fingerzeig, dass man auf sein Herz hören und andere Menschen so nehmen soll, wie sie sind, ist Regisseur Laurent Tirard wichtiger als ein paar Ecken und Kanten, die dieser leichten Komödie durchaus gut getan hätten. Immerhin: Dujardin und Efira sind wirklich ein schönes Paar, auch mit 40 Zentimetern Größenunterschied.

Mein ziemlich kleiner Freund (Un homme à la hauteur)

F 2016. Regie: Laurent Tirard.

Mit Jean Dujardin, Virginie Efira. Filmladen. 99 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung