Lasst euch die Freude am Menschsein und Christsein nie durch etwas nehmen!" Mit diesen Worten verabschiedete sich am Sonntagabend der langjährige Linzer Bischof Maximilian Aichern im Linzer Dom von seinen Diözesanen. Unter minutenlangem Applaus hatte Aichern einmal mehr bekräftigt: "Ich wollte ein Bischof für euch und mit euch - und nicht über euch sein."
Aicherns Beliebtheit ist eine hohe Latte für seinen Nachfolger, den Wiener Weihbischof Ludwig Schwarz, dessen Ernennung letzte Woche bekannt gegeben wurde. Unerwartet rasch hat Rom den Linzer Bischofsstuhl nachbesetzt, und dem Neuen eilt jedenfalls nicht der Ruf voraus, jener konservative Hardliner zu sein, den manche befürchtet haben. Denn - trotz Aicherns Popularität und einer der lebendigsten Ortskirchen in Österreich - gab und gibt es in der Diözese Linz eine kleine, aber lautstarke Minderheit (erz-) konservativer Katholik(inn)en, die dem Bischof wiederholt das Leben schwer machten. Eine der konservativen Gruppierungen, der "Linzer Priesterkreis", erfreute sich der Wertschätzung des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger, auch bei der diesjährigen Sommerakademie des "Linzer Priesterkreises" war der Glaubenskongregations-Chef als Referent vorgesehen. Die Mutmaßung, dass Ratzinger nun als Papst Benedikt XVI. in Linz einen prononciert konservativen Kandidaten befördern würde, war daher nicht von der Hand zu weisen. Ludwig Schwarz, der vor dreieinhalb Jahren Weihbischof in Wien wurde, hat bislang aber keine Ambitionen als Speerspitze einer konservativen Reconquista erkennen lassen.
Der 1940 in Preßburg Geborene musste 1945 seine Heimat verlassen und kam nach Wien. 1964 wurde Schwarz zum Priester der Salesianer Don Boscos geweiht, nach Studien in Rom war er von 1984- 99 Professor für klassische Philologie an der Salesianer-Universität in Rom und Direktor des kirchlichen Konvikts "Don Bosco".
1999 kam Schwarz als Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke "Missio Austria" nach Österreich zurück. Die Weltkirche war einer der bisherigen Schwerpunkte von Bischof Schwarz, in der Bischofskonferenz ist er für Entwicklungsförderung und Mission sowie für die Themen Gerechtigkeit und Frieden zuständig. Zuletzt setzte sich Schwarz hier nachdrücklich für die Entschuldung der ärmsten Länder ein (vgl. Ökumene, Seite 7).
Bei seiner ersten Pressekonferenz in Linz kündigte Schwarz an, den "gediegenen Weg" seines Vorgängers Maximilian Aichern fortführen zu wollen. Es gelte, auf Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören und das Gespräch zu suchen. Ins Amt als Linzer Bischof eingeführt werden soll Schwarz am 18. September. ofri
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