Ein Prinz macht noch keinen Hamlet

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Die Bühne ist klein, die Herausforderung groß: Erstmals versucht sich die "Gruppe 80" in Wien-Mariahilf an einem Shakespeare, und zwar gleich an einem schwierigsten -"Hamlet" in der durchaus gelungenen Übertragung von Erich Fried. Der Raum ist sehr begrenzt - Carlo Tommasi holte relativ viel heraus -, die Möglichkeiten des Ensembles sind es auch, aber man hat sich etwas Besonderes einfallen lassen: Zuweilen werden Puppenspieler zu Hauptakteuren, was teils sehr originell wirkt, teils aber auch das tragische Geschehen verharmlost.

Viele Tote und ein offenes Grab am Ende können jedenfalls nicht erreichen, daß einem die Geschichte richtig nahe geht. Regisseur HelmutWiesner serviert ein Wechselbad von Regieeinfällen, aber keine abgerundete Inszenierung. Oft wird unverständlich und unverständig gesprochen, manche Akteure scheinen ihren Text nicht begriffen zu haben. Der Irrsinn vortäuschende Hamlet muß in Unterhosen über die Bühne wandern und seine Zunge über die Seiten eines Sexheftes gleiten lassen, Horatio darf sich mehr für Kipferl und Kaffee als für die Probleme Hamlets interessieren, drei Frauen haben Männerrollen übernommen, was im Fall von Ophelias Bruder Laertes besonders deplaziert wirkt.

Der Ausruf "O armer Yorrick", den man angesichts der oft an ihre Grenzen stoßenden Schauspieler ausrufen möchte, ist in dieser Inszenierung gestrichen. Außer dem zeitweise eindrucksvollen Hary Prinz in der Titelrolle macht am ehesten noch die modern-geschwätzige Komödiantik des Klaus Fischer als Polonius Eindruck. Ein Prinz macht leider noch keinen "Hamlet". Der Rest ist zwar nicht Schweigen, aber ein eher gut gemeinter als wirklich guter Theaterabend.

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