Ein sehr weit gespannter Bogen

19451960198020002020

Das Festival "Klangspuren" lockt seit fünf Jahren Musikfreunde nach Schwaz in Tirol.

19451960198020002020

Das Festival "Klangspuren" lockt seit fünf Jahren Musikfreunde nach Schwaz in Tirol.

Werbung
Werbung
Werbung

Schwaz in Tirol hat keinen Konzert-saal, aber ein Musikfestival. Heuer vom 15. bis 26. September. Aus der Not machen die "Klangspuren" seit fünf Jahren eine Tugend. Alte und neue Musik wird an den ungewöhnlichsten Orten aufgeführt. Fast jeden Abend übersiedeln renommierte Orchester wie das Nederlands Blazers Ensemble oder das Klangforum Wien an einen anderen Veranstaltungsort.

Die Hauptschule Schwaz ist diesmal der erste Konzertsaal. Zur Eröffnung intoniert das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck unter Georg Schmöhe gleich zwei Uraufführungen. Am zweiten Festivaltag gibt's dann nicht nur musikalisch, sondern auch räumlich eine Premiere - nämlich erstmals in den Jenbacher Werken. Normalerweise werden dort Wärmepumpen hergestellt. Für György Kurtags Bach-Transkriptionen, Philippe Schoellers "Cosmos für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuger" und eine Bela-Bartok-Sonate steht die Produktion einen Tag lang still.

Dafür kann man in ein neues Klangerlebnis tauchen. Der französische Komponist Philippe Schoeller war von der Tonalität der Tiroler Glocken so begeistert, daß er etwas Passendes komponieren wollte. Der Besuch eines Glockengußunternehmens und die Auseinandersetzung mit historischen Gießverfahren haben ihn dermaßen inspiriert, daß die Klangspuren Schwaz eine Uraufführung mehr präsentieren können. "Es ist ein ganz neuer, noch nicht erprobter Raum," freut sich Maria-Luise Mayr, die Gesamtleiterin des Festivals.

Thomas Larcher, einer der beiden Pianisten, ist zugleich auch künstlerischer Leiter. Ihm ist es wichtig, sowohl alte als auch neue Musik zum Klingen zu bringen. "Viele Stücke entstanden aus ähnlichen Gedankenwelten, oder sie sind kompositorisch ähnlich." Der Bogen wird nicht nur von der Vergangenheit in die Gegenwart gezogen, sondern auch von innen nach außen, vom Heimischen zum Internationalen. Heuer kommt die Musikszene aus den Niederlanden besonders zum Zug. "Zeitgenössische Musik spielt eine große Rolle in Tirol," entkräftet Mayr Vorurteile, die Tirol ins konservative Eck stellen wollen. "Die Eremitage, ein Jazzlokal in Schwaz, ist legendär," schwärmt sie. "When you go to Europe, you go to Schwaz, to the Eremitage, sagen die Jazzgrößen zueinander."

Vor fünf Jahren hat sie gemeinsam mit Thomas Larcher und Bettina Schlorhaufer, die sich um die Presse kümmert, das Festival Klangspuren gegründet. "Seitdem haben wir großen Erfolg, wir werden jedes Jahr größer." Zwischen dem Geruch der am Vortag entfernten Tabakballen auf dem Gelände der Austria-Tabakwerke zu sitzen, oder in SwarowskiKristallwelten neuen und alten Klängen zu lauschen, hat was Faszinierendes. Schüler dürfen umsonst hinein.

Zum Abschluß am 26. September wird ein neues Werk von Michael Nyman aufgeführt. Sein Schaffen ist den Ohren bekannter als sein Name dem Gedächtnis: Er hat die Filmmusik zu "Prospero's Books", "Der Kontrakt des Zeichners" und "Das Piano" geschrieben. Seine Neuschöpung heißt einfach "For John Cage" und wird auf dem Gelände der "Elektra Bregenz" vom Nederlands Blazers Ensemble gespielt.

Informationen: Klangspuren, Fuggergasse 2, 6130 Schwaz, Telefon & Fax: 05242-73582.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung