Ein spannender biblischer Krimi

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Die Qumran-Schriftrollen entzündeten nicht zum erstenmal die literarische Phantasie.

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Die Qumran-Schriftrollen entzündeten nicht zum erstenmal die literarische Phantasie.

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Wer war Jesus tatsächlich? Sollte er wirklich sterben? War Judas Verräter - oder eher Verbündeter? Verblüffende Antworten gibt der Roman "Die Jesus Verschwörung" der jungen französischen Autorin Eliette Abecassis.

Ein junger, strenggläubiger Jude sucht im Auftrag der israelischen Armee eine geheimnisvolle, angeblich gestohlene Qumran-Schriftrolle. Alle, die sie besaßen oder ihr Geheimnis kannten, werden gekreuzigt. Wer steckt hinter den Morden? Warum werden sie begangen? Das ist die kriminalistische Rahmenhandlung.

Aber das Buch ist mehr als ein Krimi. Es ist, ähnlich wie Ecos "Name der Rose", ein historisch-theologisch-philosophischer Kriminalroman. Thema ist die Verwobenheit und der Beginn der gemeinsamen Geschichte von Judentum und Christentum. Um für zusätzliche Spannung zu sorgen, rückt die Autorin die jüdische Sekte der Essener und die berühmten Schriftrollen in den Mittelpunkt. Das plötzliche Verschwinden der Essener aus der Geschichte und ihre Schriftrollen eignen sich nicht nur immer wieder für neue Interpretationen, sondern auch für spannende Geschichten.

Die Sekte wollte streng nach den Gesetzen leben und zog sich in die unwirtliche Gegend um das Tote Meer zurück, wo sich ihre Spur einige Jahrzehnte nach Jesu Tod wieder verlor. Bevor ihre Siedlung (wohl von den Römern) um 70 nach Christus zerstört wurde, bewahrten sie ihre Schriften in Tonkrügen auf, die sie in Höhlen versteckten. Dort wurden sie 1947 durch Zufall gefunden. Das besondere dieser Texte ist ihr Alter und ihre Nähe zu den Evangelien. Ein Text beschreibt nämlich recht genau das Gemeinschaftsleben der Essener, das, rein äußerlich betrachtet, verblüffende Ähnlichkeiten mit dem der Urchristen hat. Dies führte immer wieder zur Behauptung, Jesus sei eigentlich Essener gewesen und das Christentum beruhe auf einem Irrtum.

Weltgeschichtlichen Ereignissen neue Wendungen und Interpretationen zu geben, ist reizvoll, aber auch heikel. Der jungen Autorin gelingt es durchaus plausibel, die Person Jesu und damit das Christentum neu zu sehen, ohne in Oberflächlichkeit zu verfallen. Weil der Roman "Die Jesus Verschwörung" als Fiktion geschrieben ist, ist der Leser auch bereit, scheinbar unmöglichen Gedanken und Handlungssträngen zu folgen. Nach einem spannenden Lesevergnügen kann sich außerdem noch - wer dazu bereit ist - die Frage stellen: Wovon hängt mein christlicher Glaube letztlich ab - und was könnte ihn möglicherweise erschüttern?

Die Jesus Verschwörung Roman von Eliette Abecassis, Hoffmann & Campe, Hamburg 1997 416 Seiten, geb., öS 321,

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