"Ein Verrückter, der glücklich macht“

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Viel Prominenz war am zweiten Weihnachtsfeiertag nach Erl geströmt, um mit Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser und Bundespräsident Heinz Fischer die Weihe und Eröffnung des neuen Theaters der Tiroler Festspiele Erl mitzuerleben. Strabag-Chef und Mäzen Hans Peter Haselsteiner hat Gustav Kuhn und seinen Tiroler Festspielen Erl den spektakulären Bau der Architektengemeinschaft Delugan-Meissl mit finanzieller Hilfe von Bund und Land Tirol errichtet. Ein Lebenstraum für die Visionen des österreichischen Dirigenten, der sich dem herrschenden Kulturzirkus entzieht und mit Festspielen und einer eigenen interdisziplinären Ausbildungsschiene seine Vorstellungen verwirklicht. "Ein Verrückter“, warnte Haselsteiner, "der damit ansteckt und dabei noch glücklich macht.“ "Auch Gott ist verrückt“, ergänzte Bischof Kothgasser, "weil er uns Menschen geschaffen hat und immer noch zulässt.“

Mit dem Theater, einem liegenden dunklen Kristall mit blendend weißem, gigantischem Foyer und dunklem, steil aufragendem Zuschauerraum ist auch die erste Wintersaison der Tiroler Festspiele eröffnet worden. Ein Winterfestspiel ist weitum konkurrenzlos. "Es gibt nichts Vergleichbares, das ist unser Trick“, schmunzelt Kuhn.

Sensationelle Akustik

Das Eröffnungsprogramm mit Opernausschnitten von Rossini, Bellini und Donizetti, Uraufführungen und der szenischen Realisation von Béla Bartóks "Herzog Blaubarts Burg“ verriet - eingeschlossen die Premiere von Mozarts "Die Hochzeit des Figaro“ am nächsten Abend - Programmatisches für die Zukunft: Ins neue Haus mit seiner sensationellen Akustik kommen Mozart, Belcanto, Neue Musik, Kammermusik, Liedprojekte (Thomas Hampson zeigt Interesse). Dass Kuhn zwar den Bartók-Einakter inszenierte, im Übrigen aber sechs seiner Meisterschüler ans Pult bat, signalisierte Nachwuchs-Überlegungen.

Mit der "Figaro“-Premiere im Festspielhaus demonstrierte Kuhn Mozart-Kompetenz. Er legte Mozart als überragenden Musikdramatiker und lustvoll Subversiven bloß, zeigte mit ausgefeilter Dynamik dessen psychologische Durchdringung und gab den Figuren mit fein kalkulierten Tempi Leben. Als Regisseur auf der weißen, von technischem Spiel freien Bühne überzeugte Kuhn weniger, animierte aber das Ensemble mit Michael Kupfer (Graf), Sabina von Walther (Gräfin), Giulio Boschetti (Figaro), Sophie Gordeladze (Susanna) und Emily Righter (Cherubino).

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