Ein verstörender Mikrokosmos

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Im Jahr 2001 stürmen Mitglieder der islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf eine philippinische Ferieninsel und verschleppen 20 Touristen. Das Ziel der als "Dos Palmas“-Kidnapping bekannt gewordenen Geiselnahme: Geld für den Kampf für die Errichtung eines islamischen Gottesstaates auf den Südinseln der Philippinen zu erpressen. Vor dem Hintergrund dieses realen Entführungsfalls entwirft Regisseur Brillante Mendoza ein "True Story“-Drama, das die physischen und psychischen Herausforderungen von Tätern und Opfern in den Fokus rückt.

"Captive“ entführt die Zuseher in einen verstörenden und höchst ambivalenten Mikrokosmos, der den Blick für existenzielle Bedrohungen öffnet und zeigt, wie Menschen in einer Extremsituation mit Gefühlen und Moralvorstellungen umgehen. Die von Leinwand-Ikone Isabelle Huppert verkörperte Protagonistin Thérèse wird dabei zu den Augen und Ohren des Zusehers.

Die Huppert als Zusehers Augen und Ohren

Aus der Sicht der französischen Sozialarbeiterin, die wie die anderen Entführungsopfer den Repressalien der Kidnapper als auch den halbherzigen Befreiungsversuchen der Regierungstruppen ausgesetzt ist, versucht der philippinische Filmemacher die gruppendynamischen Prozesse während der 377-tägigen Gefangenschaft offenzulegen. Ein symbiotisches Beziehungsgeflecht, das von Resignation über Solidarisierung bis zu Widerstand reicht.

Trotz des semi-dokumentarischen Erzählstils gelingt es dem "Meister der Darstellung existenzieller Gefühle“ leider nicht, seine soziologische Versuchsanordnung leinwandtauglich umzusetzen und den (emotionalen) Überlebenskampf der Geiseln nachfühlbar zu machen.

Captive

F/PHIL/GB 2012. Regie: Brillante Mendoza. Mit Isabelle Huppert, Katherine Mulville, Marc Zanetta. Thimfilm. 120 Min.

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