Ein Vorarlberger im Biotech-Olymp

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In den frühen 1980er-Jahren standen die Zeichen auf Veränderung. In der Pop-Musik wurde ein neuer, synthetisch programmierter Sound massentauglich, und die Forschung erlebte die Geburtsstunde der modernen Biotechnologie: Bakterien etwa wurden künstlich umprogrammiert, indem andere Gene in sie eingefügt wurden. Und es tauchte eine neuartige, tödliche Virus-Erkrankung auf, die der Medizin vorerst nur Rätsel aufgab: AIDS. Das alles prägte jene Zeit, als der Vorarlberger Biochemiker Norbert Bischofberger nach seinem Studium in Innsbruck und Zürich beschloss, in die USA zu gehen, wo er an der Harvard-Universität ein Post-doc-Programm absolvierte. "In den 1980er Jahren kam der biotechnologische Fortschritt aus Amerika, und US-Forscher waren immer zwei Schritte voraus", sagte der heute 60-Jährige, dessen Karrierewege seither im Land der unbegrenzten Möglichkeiten verlaufen sollten. Damals habe er eine anhaltende Faszination für Kalifornien und das Lebensgefühl der Westküste entwickelt; heute arbeitet er als Vizepräsident und Forschungsdirektor des Milliarden-Unternehmens Gilead Sciences, zehn Autominuten südlich von San Francisco. Seit seinem Job-Antritt im Jahr 1990 hat sich das damalige Start-up-Unternehmen mit 20 Mitarbeitern zu einem Konzern mit 7.000 Beschäftigten entwickelt. Dieser Erfolg basiert auf der Entwicklung von Medikamenten gegen häufige Virus-Erkrankungen wie Grippe und Hepatitis C, an der Bischofberger maßgeblich beteiligt war. Bereits in den 1980er-Jahren war eine Pandemie, die globale Verbreitung einer Infektionskrankheit, ein brandaktuelles Thema in der Forschergemeinschaft. "Damals suchten wir nach Therapien für Hepatitis und AIDS, aber der Schwerpunkt der Forschung lag auf dem Influenza-Virus", erinnerte sich Bischofberger. 1994 startete sein Forschungsteam die Entwicklung des Grippe-Medikaments Tamiflu, das sechs Jahre später in der EU zugelassen wurde. Da die Grippe-Saisonen mild verliefen, drohte das Medikament in Vergessenheit zu geraten - bis die Vogelgrippe als Schreckgespenst am Horizont der globalen Reisewege auftauchte. Viele Länder, auch Österreich, begannen Tamiflu-Depots für den Notfall anzulegen; und Bischofberger wurde als "Mister Tamiflu" weltbekannt. Mehr Optimismus, Risikobereitschaft und die Akzeptanz des Scheiterns sind die Botschaften, die Bischofberger aus den USA mitgebracht hat. Nun wurde er in Baden als "Auslandsösterreicher des Jahres" geehrt.

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