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Sie zählt nicht zu Verdis Publikumshits: die Oper "Simon Boccanegra". Die Aufführung an der Wiener Staatsoper könnte das ändern.

Das Publikum hat "Simon Boccanegra" nicht so ins Herz geschlossen wie etwa die "Traviata", den "Trovatore" oder die "Aida". Gespielt wird diese Oper aus der Feder Giuseppe Verdis, deren Fassung von 1881 die Fachleute zu den bedeutendsten, "Otello" und "Falstaff" vorwegnehmenden Werken des großen Italieners zählen, dennoch immer wieder - nun an der Wiener Staatsoper.

Eine hervorragende, in jeder Beziehung gelungene Aufführung, in der freilich deutlich wird, warum "Simon Boccanegra" trotz so manch eingängiger Melodie nicht zu Verdis Publikumshits gehört: Arien und Cabalettas sind Mangelware, nicht einmal die Titelpartie verfügt über eine große Solonummer. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts war bei Verdi eben die Überwindung überkommener Schemata angesagt.

Manche Stellen der Oper - das Wiedersehen von Vater und Tochter, die Versöhnung zweier uralter Feinde - atmen noch den alten Geist der ersten Fassung aus dem Jahr 1857, andere verweisen klanglich beinahe schon auf das 20. Jahrhundert.

Daniele Gatti, der erstmals das Staatsopernorchester - vulgo Wiener Philharmoniker - dirigiert, hat mit unglaublicher Behutsamkeit genau die richtige Balance zwischen Innigkeit und wohldosierten Effekten gefunden. Peter Steins Inszenierung ist altmodisch im besten Sinn, sie erzählt nicht mehr als das, was in Partitur und Libretto steht - das allerdings meisterhaft, ist es Stein doch gelungen, eine Oper, deren Handlung in der Vergangenheit immer wieder als verworren und kompliziert kritisiert wurde, auf beeindruckend klare und verständliche Weise zu erzählen.

Ein Ensemble erster Güte macht die Aufführung zum wahren Genuss: Thomas Hampson in der Titelpartie als zwischen Amt und Vaterliebe Zerrissener, Ferruccio Furlanetto als verbohrter Patrizier, Christina Gallardo-Domas als selbstbewusste Tochter und Liebende, Miroslav Dvorsky - bei derdritten Aufführung sogar mit Fieber glänzend - ein seinen Heldenmut stets auf falsche Bahnen lenkender Liebhaber und Boaz Daniel als heimtückischer Intrigant und Mörder.

Hätte Verdi bloß ein paar Bravourarien in den "Simon Boccanegra" hineingeschrieben - das wäre was gewesen!

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