Ein Wiener in Mar del Plata

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Im Architekturzentrum Wien sind die schillernde Architektenpersönlichkeit Walter Loos und das moderne Lebensgefühl Argentiniens zu entdecken.

Architekt sein und den Namen Loos tragen ist ein Los, das der ausgeprägte Bohemien Walter Loos mit Noblesse zu tragen wusste. 1905 in Wien geboren, emigrierte er als viel versprechendes Talent nach Buenos Aires, wo er seinen modernen Stil in Möbeldesign, Architektur und Lebensart weiter kultivierte und 1974 starb. Seine Formensprache verbindet die Kontinente, bisher ging sein schmales, feines Oeuvre im Schatten des überragenden Namensvetters Adolf Loos unter. Im Architekturzentrum Wien sind nun eine fast vergessene Persönlichkeit und mit ihr ein Stück Wiener Moderne, kultiviertes Argentinien, Gattin Fridl und Architektenhalbbruder Hermann Loos zu entdecken.

Die Schau ist reduziert und klar gestaltet: helles Pappelholz am Boden vermittelt jene gehobene Lebens-und Wohnkultur, die die sparsam möblierten Interieurs von Loos auszeichnen. Seinen Sinn für ebenso formvollendetes wie praktisches Design beweisen originale Möbelexponate. So lässt sich ein Stuhl sehr leicht kippen und in zwei Höhen fixieren: Rückenlehne wird Sitz. Zwei hohe Blechwandscheiben symbolisieren räumlich den Riss in der Biografie, die eine dient als Präsentationsfläche der Wiener Zeit, die andere zeigt Werk und Umfeld in Argentinien, die freie Mitte österreichische Architekten, die in Lateinamerika leben und bauen.

Der Wiener Werkbundsiedlung bescherte Walter Loos zwei ihrer konsequentesten, kleinsten Häuser mit Fensterbändern und bestechend organisierten 53 Quadratmetern: einer geknickten Treppe im Eck verdankt sich das offene Wohnzimmer an Fensterband und Garten. Walter Loos hatte u.a. bei Josef Frank und Josef Hoffmann studiert, bei Adolf Loos in Paris gearbeitet; Talent, Stilbewusstsein und Lebensart brachten ihm beste Kontakte ein. Dem Komponisten Alexander Zemlinsky entwarf er einen modernen, strengen, weißen Hausquader mit großzügig lichtem Innenleben. Als Galerie ragt das Musikzimmer in die zweigeschossige Wohnhalle am ausladenden Fenster, durch eine Glaswand konnte der Musiker zu seiner Familie hinuntersehen oder einen Vorhang zuziehen. Von der modernen Lerchenhainsiedlung mit 27 Terrassenhäusern für eine betuchte Klientel, die er mit Peter Feile plante, blieben nur drei käuferlose Mustertypen.

Als "zweitschönstes in Österreich" bezeichnete Roland Rainer sein Haus Luser in Kritzendorf. "Man kann in diesem Haus beliebig wo stehen, sitzen, ruhen; immer kann das Auge das Himmelslicht trinken, den Horizont dort, wo er Berge und Wälder küsst, umfangen ..."

Mit der richtigen Frau an seiner Seite emigrierte Loos 1940 nach Argentinien.Als Elfriede Steininger war sie in Wien eine erfolgreiche Modedesignerin, als Fridl Loos glückte ihr in Buenos Aires der Sprung in die Haute Couture. Ihre innovativen Kreationen aus klassischen Schnitte mit lateinamerikanischer Folklore trug Hollywoodlegende Hedy Lamarr ebenso stolz wie Helena Rubinstein. Zu Spitzenzeiten hatte Friedl Loos 80 Näherinnen und vier Modesalons, die Walter Loos elegant gestaltete.

Seine Möbel gewannen an Leichtigkeit, Flexibilität und neuen Materialien wie Leder und Schmiedeeisen, als Typen eroberte er sich das Patio-Haus: im vornehmen Mar del Plata plante er ein Ferienhaus, das mit grober Steinfassade, großen Glasflächen am tropischen Innenhof, Steinboden, Holzdecke und geschickt kombinierten Materialien den Geist Argentiniens atmet.

Der unbekannte Loos: Walter

Paraíso Latinoamericano

Architekturzentrum Wien, Museumspl. 1 (im Museumsquartier) 1070 Wien

www.azw.at

Bis 22. 5. tägl. 10-19, Mi 10-21 Uhr

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