Eine Amour fou in Hotelzimmern

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„Ich habe sie geliebt“: Die Verfilmung eines Bestsellers von Anna Gavalda erzählt eine unglückliche Liebesgeschichte.

Bis der Tod uns scheidet: Mit diesem Versprechen enden amerikanische Liebesfilme. Das französische Kino ist in Erzählungen von der Liebe bei aller Romantik oft wesentlich realistischer. So auch in „Ich habe sie geliebt“ von Regisseurin Zabou Breitman: Gerade noch war Chloé (Florence Loiret Caille) zufriedene Mutter einer heilen Familie, spielte mit ihren beiden kleinen Töchtern, sorgte sich um Sommerurlaub und Vorhangstoffe und bemitleidete ihren Mann, wenn er abends wegen seiner vielen Arbeit erst spät nach Hause kam. Doch er war schon längst dabei, sich in eine andere zu verlieben, und nun hat er Chloé verlassen. Und sie verliert den Boden unter den Füßen.

Es ist ausgerechnet ihr Schwiegervater, der einsilbige und unnahbare Pierre (Schauspielstar Daniel Auteuil), der in dieser Situation hilft: Er packt sie und die Kinder zusammen und fährt mit ihnen kurzerhand ins Ferienhaus der Familie – einfach weg von all dem Schmerz. Doch auch auf dem Lande sitzt Chloé apathisch herum, heult sich die Augen aus und hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll, während Pierre sie umsorgt, kocht, einkauft, mit den Kindern spazierengeht. Sie ist verbittert, verzweifelt, entmutigt.

Die Chance eines gebrochenen Herzens

Bis ihr Pierre eines Nachts über einer Flasche guten Rotweins ein lang gehütetes Geheimnis anvertraut: Auch er war einmal kurz davor, seine Familie für eine andere Frau zu verlassen. Auf einer Geschäftsreise, in einem Wolkenkratzerbüro in Hongkong, lernte er die junge Übersetzerin Mathilde (Marie-Josée Croze) kennen. Und binnen weniger Augenblicke war es um den gewitzten Geschäftsmann geschehen: Er wusste, er hatte die Liebe seines Lebens vor sich. Doch Pierre wagte es nicht, seine Frau zu verlassen, und so gab es keine Erfüllung, sondern lediglich jahrelang gestohlene, leidenschaftliche Nächte in fremden Hotelzimmern auf der ganzen Welt, bis Mathilde seine Feigheit nicht mehr ertrug und einen Schlusspunkt setzte.

Die tragische und hochromantische Liebesgeschichte zwischen Pierre und Mathilde, die unglücklich ausgehen musste, ist keine, bei der es einen klaren Schuldigen gibt – und Chloé versteht in all ihrer Trauer und Wut, dass manchmal ein gebrochenes Herz die einzige Chance für einen Neuanfang ist. Wenn Bestsellerautorin Anna Gavalda („Zusammen ist man weniger allein“) davon erzählt, kann das Ende einer Beziehung zum hoffnungsvollen Anfang eines neuen Lebensabschnitts werden. Unter der Regie von Zabou Breitman wird daraus ein intimer, kluger Liebesfilm in zwei Schichten, den der wunderbare Daniel Auteuil mühelos trägt und der in der richtigen Stimmung ein echter Genuss ist.

Ich habe sie geliebt (Je l’aimais)

F 2009. Regie: Zabou Breitman. Mit Daniel Auteuil, Marie-Josée Croze, Florence Loiret Caille, Christiane Millet. Verleih: Filmladen. 105 Min

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