Eine Eva, keine Braun

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Ein entbehrliches Wiener Gastspiel des Berliner Ensembles.

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Ein entbehrliches Wiener Gastspiel des Berliner Ensembles.

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Corinna Harfouch hat mit "Eva - Hitlers Geliebte" im Berliner Ensemble großen Erfolg, die Produktion ist ein Renner. Das ist auch kein Wunder, denn erstens kann die Harfouch spielen und hat Ausstrahlung, und zweitens: Wer hat denn schon eine Ahnung von der historischen Eva Braun. Und schließlich hat auch Shakespeares Cäsar mit seinem historischen Vorbild sehr wenig gemeinsam. Allerdings war der historische Abstand zu Cäsar zu Shakespeares Zeiten größer als zu Hitler und Eva Braun heute, noch viel größer, himmelweit, ist allerdings der Abstand zwischen Shakespeare und dem "Eva"-Autor Stefan Kolditz.

Da träumt also eine Frau von Hollywood und probiert alte Kleider aus, in denen ihr die darin gehabten Erlebnisse hochkommen. Sie stopft Napfkuchen in sich hinein, daß man sehnsuchtsvoll an Thomas Bernhards Brandteigkrapfen denkt, erklimmt artistisch eine Leiter und schreit uns etwas von ihrer Todesangst vor, daß jedes Provinztheater neidisch werden könnte. Der Text wirkt etwas von der Stange, die Regie von Stephan Suschke sehr routiniert, die Schauspielerin nicht gerade überreich an Nuancen. Ohne Eva Braun wäre diese Produktion wohl kein Vorzeigefall für Wien. Mit Eva Braun ist sie es auch nicht, wenn aber, dann eher als abschreckendes Beispiel, wie das Theater historische Stoffe nicht ausbeuten sollte.

Mit der Eva Braun zwischen dem makabren Trauungsakt im Bunker unter der Reichskanzlei und dem gemeinsamen Selbstmord mit Hitler hat das Ganze nicht das geringste zu tun, und was der One-Woman-Abend über einen Menschen, eine Frau in einer Extremsituation verrät, tendiert ebenfalls gegen null. Das Fazit läßt sich mit dem Wort "entbehrlich" ziehen.

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