Eine Gemeinde besinnt sich auf ihre Stärken

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Das Überleben der Landwirtschaft hängt eng zusammen mit der Wiederbelebung der Dörfer und Kleinstädte, die in den vergangenen Jahrzehnten wichtige Funktionen verloren haben. Die Gemeinde Steinbach im Steyrtal mit rund 2.000 Einwohnern ist ein Beispiel für eine solche gelungene Wiederbelebung.

In eine schwere Krise schlitterte der Ort als 1967 sein größter Betrieb in Konkurs gegangen ist. Schlagartig verloren 200 Menschen ihren Arbeitsplatz. In den folgenden 20 Jahren gaben weitere Gewerbebetriebe, Geschäfte, Gasthäuser auf. Die Kleinbauern verloren ihre Abnehmer. Angeregt von einem Vortrag von Johann Millendorfer, der den ländlichen Raum als Hoffnungsträger von morgen, bezeichnete, verfaßte der heutige Bürgermeister von Steinbach die Broschüre "Modell Steyrtal" mit Zukunftsperspektiven für die Region.

"Als ich das Bürgermeisteramt übernahm, konnte ich den Beweis liefern, daß es auch geht," stellt er fest. Die Stoßrichtung: Nachhaltigkeit, Wichtiges vor Dringendem, Zeithorizont mindestens 30 Jahre, Bündelung der Kräfte, Bewährtes bewahren, aber auch Neues in Angriff nehmen. Dazu Sieghartsleitner: "Motiviert hat uns die Überzeugung, daß der ländliche Raum mehr ist als ein Ort zur Erzeugung von Lebensmitteln, sondern ein Raum, wo man lernen kann zu leben."

Als erstes beschloß der Gemeinderat einen neuen Verhaltenskodex: "Wir haben Regeln vereinbart, wie wir miteinander umgehen wollen: Daß wir nicht mehr sofort nachdenken und sagen, warum etwas nicht geht, sondern die Frage stellen: Was wäre meine Aufgabe dabei, damit es möglich wird? Wir haben auch vereinbart, daß die Information für alle gleich ist, daß Erfolge gemeinsam geteilt werden, daß die Idee dem zugeordnet wird, von dem sie kommt," erklärt Sieghartsleitner.

Es folgte die Erarbeitung eines Leitbildes sowie eine Analyse der Stärken und Schwächen des Ortes. 1990 entstand aus beidem ein erstes Entwicklungskonzept für Steinbach, das in mehr als 50 Projekten seinen Niederschlag fand. Vier Stoßrichtungen hatten die Bemühungen: * Die Dorfgemeinschaft zu stärken und die Lebensqualität zu erhöhen, * das kulturell Gewachsene zu pflegen, zu stärken und zeitgemäß zu gestalten, * die Wirtschaft im Dorf zu stärken, kleine Kreisläufe zu fördern und eigene Ressourcen zu nutzen, * die naturnahe Kulturlandschaft und die bäuerliche Landwirtschaft zu erhalten.

"Es geht immer darum, Dinge, die wir selbst haben, wertvoll zu machen und sie auch in diesen Kreislauf einzubinden," stellt Sieghartsleitner fest. "Aus den alten Obstsorten produzieren die Bauern jetzt Natursäfte. Weiters wird in der Gemeinde zunehmend mehr mit Hackschnitzel geheizt, sodaß eher auch eine wesentliche Entlastung des Klimas geschieht. Das andere ist, alte Bausubstanz wieder zum Leben zu bringen. Da sind uns einige Projekte gelungen, vom Alten Pfarrhof bis zu den renovierten Industriehallen der Pils-Werndl-Werke. Die nächste Seite ist, das Bewußtsein der Menschen voranzutreiben, damit sie begreifen, daß wir für unseren Lebensraum selbst verantwortlich sind und durch das Einkaufsverhalten Strukturen absichern können. Das schönste Projekt: ein Geschäft, das nicht nur gemeinsam umgebaut und für den Verkauf hergerichtet wurde, sondern wo auch die Bauern, die Gewerbetreibenden des Ortes, also der Bäcker, der Fleischhauer ihre Produkte hinliefern. Die Partnerschaft zwischen Bauern und Gewerbe voranzutreiben - zum Wohle beider - das ist ein wesentliches Ziel."

Nächste Woche lesen Sie im Dossier: Liturgie. Glauben feiern * Liturgische Erneuerung seit dem II. Vatikanum * Evangelische Liturgie im ökumenischen Kontext * Musik im Gottesdienst * Liturgie von und für Frauen

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