Eine Geschichte von Fehlschlägen

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Florian Pumhösl, diesjähriger Träger des Otto-Mauer-Preises, arbeitet über Architektur und Städtebau in der Dritten Welt.

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Florian Pumhösl, diesjähriger Träger des Otto-Mauer-Preises, arbeitet über Architektur und Städtebau in der Dritten Welt.

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In seinem Werk setzt sich Florian Pumhösl mit den Auswirkungen und Erscheinungsformen der Moderne vor allem auch in Ländern der Dritten Welt auseinander; Architektur und Design werden dabei als soziale Komponenten definiert." So heißt es im Text der Jury zur Verleihung des Otto Mauer-Preises 2000 an den jungen Künstler. Seine Arbeiten waren unter anderem im heurigen Sommer in der Wiener Secession zu sehen, das letzte Heft der von ihm herausgegebenen Schriftenreihe "montage" ist der Architektur Jerewans gewidmet und derzeit in der Ausstellung "Lebt und arbeitet in Wien" in der Wiener Kunsthalle zu betrachten.

Im Gespräch erklärt Pumhösl, dass es ihm unter anderem um die Gegenüberstellung von idealisierten städtebaulichen Grundmustern und konkreten Raumsituationen gehe. So zeigte die Ausstellung in der Secession anhand einer in einem künstlichen Stausee untergegangenen Industriestadt europäischen Zuschnittes, die von einem Franzosen Mitte des vorigen Jahrhunderts in in Madagaskar errichtet worden war, in eindrucksvollen Videoaufnahmen die versunkene Welt einer Kohlegrube, eines Erzbergwerkes: "Dem Projekt der Moderne kann man sich auch über die Geschichte ihrer Fehlschläge nähern."

In der Vergangenheit hat Pumhösl in Ausstellungen in Graz und in Salzburg auch die Welt des künstlerischen Designs in einer Art ideologischer Recherche hinterfragt. So zeigte er am Beispiel von Werken des aus der US- Alternativ- und Grünbewegung kommenden Victor Papanek die politische Dimension einer Do-it-yourself-Bewegung auf, an deren Ende letztlich auch die Produkte von IKEA stehen. Für die Ausführung seiner Projekte sei letztlich jedoch der formale künstlerische Aspekt entscheidend. Im Brotberuf arbeitet der Künstler derzeit noch als selbständiger Grafikdesigner, vor allem für Kulturprojekte und -publikationen.

Die Realität jener sogenannten "Dritten Welt" - sie sei es lediglich aus Europa- oder US-Perspektive - hat er jeweils während längerer Aufenthalte in Afrika und Südamerika studiert, sein Interesse gilt Objekten, die "nicht dort erbaut wurden, wo sie gedacht wurden".

Florian Pumhösl, 1971 in Wien geboren, studierte gleichzeitig an der Höheren Grafischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt und an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, während des Kunststudiums schätzte er in erster Linie die grundsätzliche theoretische Auseinandersetzung; seine Lehrer dort waren Ernst Caramelle und Mario Terzic.

Als nächstes Projekt ist die Erforschung einer Stadtplanung in Uganda vorgesehen, bei der Mitte der vierziger Jahre noch unter britischer Kolonialherrschaft von einem Frankfurter Stadtbaurat in englischer Kriegsgefangenschaft Betonsiedlungen mit frühen Plattenbauten am Nil errichtet wurden. Deren Reste auszumachen und zu dokumentieren, ist ihm ein wichtiges Anliegen. Außerdem hat der junge Künstler für 2001 ein Stipendium des Wiener Museums für Angewandte Kunst für Los Angeles.

In Pumhösls Zeitschriftenreihe "montage" erscheinen Texte oder Informationen zu den Ausstellungsprojekten, die den Hintergrund der betreffenden Arbeiten deutlich werden lassen, die Zusammenarbeit mit Kollegen bringt dabei einen fruchtbaren Austausch. Mindestens einmal jährlich erscheint ein Heft und hat eine Auflage von 500 bis 600 Stück.

"Es ist erfreulich zu sehen, dass man mit seiner Arbeit Menschen erreicht" kommentiert Pumhösl den an ihn verliehenen Preis - aber auch das Preisgeld dürfte nicht ganz unwillkommen sein.

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