Eine Inszenierung wie aus dem Fundus vergangener Zeiten

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Konventionell und altbacken präsentiert sich Giuseppe Verdis „Rigoletto“ bei den diesjährigen Opernfestspielen im Römersteinbruch von St. Margarethen. Daran ändert auch ein unpassendes Feuerwerk am Ende nichts.

„Oper für Jedermann“ proklamiert Intendant Wolfgang Werner für seine Opernfestspiele im Römersteinbruch von St. Margarethen, Regieexperimente braucht man dort im Burgenland nicht zu befürchten – muss es aber so konventionell und altbacken zugehen wie in diesem Jahr bei Giuseppe Verdis „Rigoletto“?

Die Geschichte um den Hofnarren Rigoletto, dessen Tochter Gilda vom Herzog von Mantua verführt wird, diese tragische Story nach Victor Hugo, seit der venezianischen Uraufführung 1851 eines der großen, an Ohrwürmern reichen Erfolgsstücke Verdis, wird in St. Margarethen (bis 23. August) in einem blitzsauber adretten, die gesamte Bühnenbreite ausfüllenden, den Steinbruch weitgehend verdeckenden Bühnen-Mantua wie aus einem überdimensionalen Spielzeugbaukasten gespielt. In Manfred Wabas nur auf den ersten Blick imposantem Bühnenbild wird zwar einmal Rigolettos Häuschen von rechts, dann Sparafuciles drehbare Absteige von links mehr ins Zentrum der Bühne gerückt, ansonsten beschränkt sich das Dekor aber weitgehend auf fackelbeleuchtete Flächigkeit, in der der Arena-di-Verona-erprobte Renzo Giacchieri allzu bieder und viele auf der Hand liegende Effekte verschenkend arrangiert hat: Man sieht aufwendig kostümierte Darsteller, die sich in aufgesetzten Gesten ergehen. Von subtiler Personenführung oder Detailarbeit ist wenig zu spüren; selbst bei intimen Duettszenen entsteht nur selten der Eindruck des gemeinsamen Agierens.

Mit dem flächigen optischen Eindruck korrespondiert die mäßige Verstärkung, die kein Richtungshören erlaubt und selbst bei Passagen, die eigentlich aus der Ferne erklingen sollten, den Eindruck erweckt, der Solist oder die Solistin würde unmittelbar an der Rampe ins Auditorium schmettern. Weit schlimmer allerdings ist der überverstärkt aufgeputschte Sound im Generellen: Weder dem wackeren, aber auch immer wieder intonationsgetrübten Orchester aus Arad unter dem soliden Koen Schoots, noch den Solisten tut diese zuweilen brachiale akustische Unterstützung einen Gefallen. Immerhin erahnen konnte man aber, dass Jean-François Borras als optisch viel zu liebenswürdiger Herzog über einen sicheren, höhenstarken Tenor verfügt und der rhythmisch nicht allzu genaue Devid Cecconi dem Rigoletto gewachsen ist. Neben tadellosen Gesangsleistungen wie jenen von Albert Pesendorfer als Sparafucile und Katarina Bradi´c als Maddalena war es in der Premiere am 8. Juli aber vor allem die junge Ekaterina Bakanova, die aufhorchen ließ und ihre Kollegen überstrahlte: ihre Gilda war mit gefühlvollem Ausdruck interpretiert und mit blühend höhensicherem Ton und nuancierter Stimmführung bemerkenswert gesungen.

Als Gilda haucht sie zum Finale ergreifend ihr Leben aus – und nur wenig später erstrahlt ein Feuerwerk den Nachthimmel: Unpassenderes lässt sich kaum denken, ist vielleicht aber symptomatisch für die Opernfestspiele in St. Margarethen, wo Oper als Massenunterhaltung geboten wird.

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