Eine Investition für alle

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Wer sich für seine Mitarbeiter engagiert, tut auch dem Unternehmen etwas Gutes. Das beweist der Trigos 2004 in der Kategorie Arbeitsmarkt.

An alles wird bei Umstrukturierungen gedacht", ist sich Personalchefin Andrea Linsmeier sicher, "nur nicht an die Mitarbeiter." Und tatsächlich gibt es im Zuge von Betriebsschließungen kaum Begleitmaßnahmen für die Mitarbeiter. Dass das bei dem Chemiekonzern Dynea Austria anders war, brachte der Firma den Trigos 2004, den Preis für Unternehmen mit Verantwortung, in der Kategorie Arbeitsmarkt ein.

Für die Mitarbeiter war es eine verwirrende Zeit: Erst wurde die Firma Krems Chemie von einem finnischen Konzern gekauft, dann fusionierte dieser mit einem anderen Konzern und die ehemalige Krems-Chemie wurde gleich wieder verkauft. Firmenteile wurden ausgegliedert, manche Sparten ganz geschlossen. Die Verunsicherung war groß. Was sollte in dem Chaos mit den Mitarbeitern passieren?

Hilfe für Mitarbeiter

Letztlich ist es gut gegangen. Obwohl 150 Mitarbeiter abgebaut werden mussten, war die Lösung für alle zufrieden stellend, es wurde keine einzige Kündigung ausgesprochen, vielen Mitarbeitern konnte ein neuer Arbeitsplatz vermittelt werden. Aber um Verunsicherungen und Ängste, die mit den Umbrüchen im Unternehmen verbunden waren, zu verringern, griff die Unternehmensleitung zu einem ungewöhnlichen Mittel: betriebliche Sozialarbeit. "Die Skepsis war zu Beginn groß", erzählt Personalchefin Linsmeier. Aber auf diese Art der Betreuung spezialisierte Sozialarbeiter fanden dann doch den Zugang zu zahlreichen Mitarbeitern. Ihre Situation wurde mit Hilfe intensiver Gespräche analysiert, Bewerbungstraining und psychologische Betreuung waren wichtige Wegbereiter für notwendige Umbrüche.

Mittlerweile ist der Veränderungsprozess abgeschlossen und die betriebliche Sozialarbeit bei Dynea Austria zu einer ständigen Einrichtung geworden, die jeder Mitarbeiter jederzeit in Anspruch nehmen kann. Egal ob wegen einer beruflichen Wende, familiärer Probleme oder sonstiger Krisen. "Diese Möglichkeit wird inzwischen von den Mitarbeitern gern angenommen", erzählt Linsmeier. Und die Kosten? "Die haben wir um ein Vielfaches wieder herinnen", freut sich die Personalistin. Ein Vergleich mit den Kenndaten ähnlicher Industriekonzerne macht sie sicher: "Wir haben weniger Krankenstandstage, viel weniger Arbeitsunfälle und de facto keine Fluktuation seit der Umstellung". Die Investition von bisher etwas mehr als 40.000 Euro hat sich also gelohnt. Das Rezept: Nicht nur die Mitarbeiter, die direkt von einem Verlust des Arbeitsplatzes betroffen waren, haben von dem Angebot profitiert. Auch die Arbeitszufriedenheit bei den verbleibenden Mitarbeitern ist gestiegen. "Sie wissen, dass wir uns um die Arbeitnehmer kümmern und sie nicht im Stich lassen, das hebt die Identifikation mit dem Unternehmen", freut sich Linsmeier.

CSR auch in der Krise

Eines zeigt das prämierte Beispiel deutlich: Die Wahrnehmung sozialer Verantwortung, neudeutsch Corporate Social Responsibility (CSR), muss kein "Schönwetter-Programm" sein. Denn auch wenn sie - gerade in Krisenzeiten - eine teure Investition zu sein scheint, lohnt sie sich langfristig. Für die Mitarbeiter und den Betrieb.

Das hat auch das zweite prämierte Unternehmen gezeigt, die Eybl International AG, die im rumänischen Deta zwar den größten, gleichzeitig aber unproduktivsten Standort in der Firmengruppe hatte. Verbreiteter Alkoholmissbrauch und Kriminalität, vor allem in Form von Gewalt gegen die weiblichen Mitarbeiter, machte das Umfeld schwierig. Eybl setzte Maßnahmen, um die Gefahren von den Mitarbeiterinnen abzuwenden, ihr Selbstwertgefühl aufzubauen und gleichzeitig den Standort für das Unternehmen attraktiv zu machen. Der einfachere Weg wäre zweifellos eine Verlagerung der Produktion gewesen. Die Folgen: stark steigende Arbeitslosigkeit in der Region, noch mehr Arbeitslosigkeit und vermutlich noch mehr Alkoholmissbrauch, ...

Die Maßnahmen stattdessen: Errichtung einer Polizeistation am Standort, Förderung der Karriere von Frauen, neue Entlohnungssysteme, Ahndung von unsozialem Verhalten männlicher Arbeitnehmer gegenüber ihren Kolleginnen und ähnliches mehr. Für diese Maßnahmen, entschied die Trigos-Jury, gebühre dem Unternehmen die Auszeichnung, denn nicht nur die Situation der Arbeitnehmerinnen, sondern das soziale Umfeld der gesamten Region sei durch die Maßnahmen, die gemeinsam mit NPOs durchgeführt wurden, verbessert worden. Dem Unternehmen brachte die Aktion vor allem eines: die Steigerung der Produktivität. Es war also allen geholfen.

Eine ähnliche Win-Win-Situation konnte der dritte Sieger in der Kategorie Arbeitsmarkt, Trachten-Damenmoden Pachatz, erreichen. Die in der ländlichen Umgebung vorherrschende Ansicht, Kinder- und Altenpflege sei Frauensache, erfordert vor allem von Mitarbeiterinnen und ihren Arbeitgebern große Flexibilität. Die Firma Pachatz hat sich darauf eingestellt und ermöglicht neben allen möglichen Varianten der flexiblen Arbeitszeiten verstärkt bezahlte Weiterbildung, Arbeit von zu Hause aus und Hilfe beim Wiedereinstieg ebenso wie Kinderbetreuung und Gesundheitsförderung.

Auch hier profitieren die Mitarbeiterinnen und das Unternehmen gleichermaßen: Die Arbeitszufriedenheit und Motivation sind groß, und dass zufriedene Mitarbeiterinnen, die sich um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine Sorgen machen müssen, produktiver sind, ist schließlich kein Geheimnis...

Lesen sie in Teil 3 der Serie:

Der Trigos 2004 in der Kategorie Markt

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